Montag, 31. Mai 2010

Bundespräsident Köhler tritt zurück

Das ist ja wieder mal eine ganz neue Masche. Mitten in der Amtsperiode tritt der Bundespräsident zurück, weil er sich auf den Schlips getreten fühlt. Zuerst verkündet er, dass er ein Präsident der offenen und vielleicht auch mal unangenehmen Worte sein wird und dann kann er das Echo nicht ab. Fakt ist nun mal seine Äusserung, die er so nicht hätte kundtun sollen. Dass die so Anlass für Kritik geben würde, hätte ihm klar sein müssen. Na ja, auch Bundespräsidenten machen mal Fehler und dürfen sie auch machen, aber dann gleich die beleidigte Leberwurst spielen, wenn ihm seine Worte kritisch entgegengehalten werden, das ist nun wirklich nicht angemessen. Und da sage ich, wenn er so zart besaitet ist, dann soll er halt gehen, auch wenn er sonst eigentlich eine gute Figur als Bundespräsident abgegeben hat. Bin gespannt, wer nun antritt, vielleicht Ackermann? Mich würde da gar nichts mehr überraschen:).

Bei Bootsmann gefunden: Dieter Nuhr zum Rücktritt - auch ne Lösung:)

Eines meiner Lieblingsfotos aus dem Urlaub

Das war im Bücherdorf Cuisery und Egide, mein Miturlauber und unser Capitano konnte gar nicht genug stöbern in den antiquarischen Bücherläden. Die Ausbeute war dann auch entsprechend gross. Ich habe nur bedauert, dass ich kein Französisch kann und die Auswahl an deutschen Büchern war nicht gerade gross dort, wie man sich denken kann. Aber einiges war auch dort zu finden. Zum Beispiel eine alte Ausgabe vom Struwelpeter, die aber leider von Bärbel, einer anderen Miturlauberin gefunden und erstanden wurde.

Sonntag, 30. Mai 2010

And the winner is GERMANY! Und ich freue mich darüber ......


auch, wenn mir einige andere Lieder besser gefallen haben, da stimme ich Annelie zu. Unser Musikgeschmack ist da doch ein bisschen anders. Irland und Island fand ich auch sehr gut, aber Stimme ist irgendwie heute nicht mehr gefragt. Hauptsache jung, frech und möglichst noch halbnackig. Na ja, Lena war da doch ein wenig anders, sie war ganz okay und das Lied geht ja doch auch ins Ohr. Ist eben nichts Anspruchsvolles, aber das erwartet man ja auch gar nicht bei solch einer Sendung. Und deshalb freue ich mich auch, weil Deutschland mal wieder nach langer Durststrecke gewonnen hat. Nur der Raab hätte sich wirklich etwas feiner machen können.

Freitag, 28. Mai 2010

Immer noch eins von den schönen Schiffen .....

Die Astor ist für mich immer noch eine Verteterin der schönen Schiffe. Wenn ich mir die neueren Großkampfmaschinen der Kreuzfahrschiffe anschaue, die mit bis zu 5.000 Passagieren die Meere befahren, dann ist das für mich nur noch Massentourismus und mich könnte es nicht reizen, auf so einem Schiff eine Reise mitzumachen. Andererseits wer's mag, soll's machen und wenn sie dann auch noch von Bremerhaven wegfahren, soll es mir nur recht sein, denn auch das fördert den Tourismus in unserer Stadt.

Donnerstag, 27. Mai 2010

Tolle Ausstellung in Bremen - sicher einen Besuch wert!


Ich kenne Rizzis Bilder von einem Freund, der sie schon lange sammelt und sie gefallen mir sehr gut. Ich finde, dass seine Bilder Gute Laune machen und so werde ich mir die Ausstellung ganz sicher anschauen. Und ausserdem finde ich den Typen einfach cool.

Mittwoch, 26. Mai 2010

Und wieder ist eine Woche rum - Kinder wie die Zeit vergeht

Übernommen von Annelie

Regenwetter...
braucht kein Mensch, ist im Moment bei uns aber auch nicht


ein Lächeln...
kommt tausendfach zurück

ausgemustert... wurde ich fast mal auf einem Schiff, weil ich die Rettungsübung nicht mitmachen wollte, weil das vorherige Rettungsboot runtergesaust war. Da Ausmusterung die einzige Alternative war, habe ich mich dann doch überreden lassen und es ging gut.

anmustern... möchte ich heute nirgends mehr, aber selbst ein Boot besitzen und das nötige Kleingeld dazu, wäre nicht schlecht.

nicht vergessen... die kleinen Nesthocker zu fotografieren

merkenswerte Worte...
Vorstand kommt von "Vorleben" und "Anstand" aus dem Film: "Frau Böhm sagt Nein" mit Senta Berger. Ich finde, dass sollten sie sich mal wieder vor Augen halten unsere heutigen Vorstände

gerade gemacht... überlegt, was ich hier reinschreiben soll:)

Dienstag, 25. Mai 2010

So, es ist überstanden .......

und so schlecht fand ich es gar nicht. Hatte Schlimmeres befürchtet. Und wen es interessiert, der kann sich das Gespräch hier anschauen: "Ansichten" Radio Bremen TV
Viel Spass!

Vive la Bourgogne - Teil 2 Urlaubserinnerungen

Montag, 24. Mai 2010

Sie sind schon wieder etwas gewachsen ....... hoffentlich kommen sie durch, drückt bitte mit die Daumen

Wer meinen TV-Auftritt nicht verpassen möchte .......

kann morgen ja mal einschalten um 18.45 Uhr NDR-Radio Bremen TV "Ansichten".
Bin schon aufgeregt:).

Neues Leben auf der Terrasse meines Bruders

Seit einigen Tagen ist ein leises Gepiepse auf der Terrasse meines Bruders zu hören und guckt mal was sich dort zeigt:

Eine Amsel hat ihre Eier dort abgelegt und nun warten fünf kleine Piepmätze ständig auf Futter. Aber die Mutter ist ganz fleißig und sorgt perfekt für sie. Hoffentlich kommen alle durch.

Sonntag, 23. Mai 2010

Samstag, 22. Mai 2010

Die Sail rückt immer näher .....

und wer dann nicht nach Bremerhaven kommt, ist selber schuld,
denn er verpasst ein wirklich grosses Ereignis!
Ich jedenfalls freue mich schon sehr auf die Sail, auch wenn ich viele der Schiffe schon kenne. Aber der Anblick der vielen Segler im Hafen alleine ist schon eine Reise wert und dann noch die Parade.
Das wird wunderschön werden, die Hauptsache ist nur, dass dann auch die Sonne scheint. Aber da sie zur Zeit mit ihren Strahlen geizt, hebt sie die wohl für die Zeit der Sail auf. Das hoffe ich jedenfalls für sie, denn sonst kann sie was erleben, die Sonne:)!
Also liebe Leute, seht zu, dass Ihr noch irgendwo eine Unterkunft bekommt, die Hotels sind schon alle ausgebucht, aber wo ein Wille, da ein Weg. Und ich bezweifle, dass wir so eine Sail jemals wieder bekommen, denn sie kostet ja auch Geld und Geld haben wir bald alle nicht mehr, wenn die Milliarden erst in die Schuldenländer der EU fliessen.

Freitag, 21. Mai 2010

So ein Angebot sucht man bei uns vergebens

Louhans (6 250 E) an der Seille ist das Zentrum der Bresse Louhannaise. Und dieses kleine Städtchen bietet einmal in der Woche diese ganzen Köstlichkeiten und noch viel mehr auf seinem Markt an. Warum geht das bei uns nicht? Unser Markt in Geestemünde ist zwar nicht schlecht, aber mit diesem Angebot kann er nicht mithalten. Ich frage mich, warum nicht. Die Franzosen verdienen nicht mehr wie wir, gute Produkte gibt es bei uns auch und dennoch sind die Stände bei uns gegen die der Franzosen fad und einfaltslos. Das könnte sich ändern, wenn wir auf dem Kistnergelände doch eine internationale Markthalle hätten. So wie in Louhans die Kunden aus dem ganzen Umland zum Markt kommen, könnte es auch in so einer Markthalle sein. Ich bin mir da ziemlich sicher.

Nur schön finden, reicht allerdings nicht


Schön, dass sich wenigstens ein Tante-Emma-Laden in unserer so schnellen Zeit gehalten hat, wenn auch nur in Bremen und nicht bei uns.
Es müsste viel mehr solche Beispiele geben, dann würde das Einkaufen auch wieder Spass machen. Bei meinem Urlaub in Frankreich habe ich gesehen, dass es geht. Dort gibt es immer noch viele schöne kleine Geschäfte, die sich auf irgend etwas spezialisiert haben und dort wird von den Leuten auch täglich eingekauft.

Donnerstag, 20. Mai 2010

Meine Urlaubsbilder - Bootstour Bourgogne Mai 2010

So, der erste Teil ist geschafft. Ein Best-of Album könnt Ihr Euch anschauen links in der Dia-Show und wer es grösser mag auch gerne in meiner privaten Fotogalerie, die durch einen Klick auf die entsprechende Zeile eingestellt wird. Viel Spass beim Anschauen.

Mittwoch, 19. Mai 2010

Immer wieder Mittwochs ......

bei Annelie:

Glücksmomente... jeden einzelnen geniessen und festhalten

Dunkle Gedanken... bringen einen nicht weiter und sind vergeudete Energie

meine Sommerjeans....hängen noch im Schrank und warten auf den Sommer

Eiscreme... immer und überall gerne, am liebsten Schoko, Eierlikör und Mint mit Schokosauce mhmmmmmm

gut gemeinte Ratschläge... sollte man nicht geben, werden doch nicht befolgt

einfach verbieten... wäre für vieles sicherlich die beste Lösung, andererseits reizt das Verbieten natürlich zum Verstoss dagegen

vor der Linse... hatte ich heute noch nichts, sortiere noch immer die Urlaubsfotos

Dienstag, 18. Mai 2010

Bin wieder da - Urlaub beendet leider:)

Und nun geht es zuerst einmal an die wichtigen Dinge, wie auspacken, waschen, usw. und dann werden erst die Fotos sortiert. Aber es war eine wunderschöne Woche!

Montag, 17. Mai 2010

Zehn Seiten aus meinem Leben - Ein Fortsetzungsroman? Seite 10

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Ein einschneidendes Erlebnis in dieser Beziehung hatte ich Anfang der 80ziger Jahre gehabt, als ich in München, bei einem Rechtsanwalt und Unternehmensberater arbeitete und diesen bei einigen Fällen vor Gericht vertreten sollte.
Ein paar Stunden vor Verhandlungsbeginn bekam ich die entsprechende Akte des Mandanten in die Hand gedrückt und dann hiess es: Die Verhandlung ist um 14.00 Uhr , gehen Sie bitte für mich dorthin und beantragen Sie für unseren Mandanten einen Vergleich. Wieso einen Vergleich fragte ich damals beim ersten Mal noch ziemlich naiv. Der Mandant ist doch voll im Recht mit seiner Klage. Es ging damals um Bauschäden und eine Begehung mit einem Sachverständigen hatte erbracht, dass die von ihm beanstandeten Baumängel wirklich so vorhanden waren, wie er sie beanstandet hatte und er gemäss dem abgeschlossenen Werkvertrag und der darin enthaltenen Gewährleistung, ein Recht auf Nachbesserung bzw. Entschädigung hatte.
Aber mein damaliger Chef winkte ab. Im Grunde haben Sie ja Recht, aber wenn wir das durchboxen wollen, dauert es noch Monate und die Zeit haben wir einfach nicht. Also gehen Sie hin, einigen sich vorher mit dem Gegenanwalt und dann schlagen Sie dem Richter im Namen des Mandanten einen Vergleich vor. Aber wendete ich ein, der Mandant ist doch gar nicht da und der ist doch damit bestimmt nicht einverstanden. Der Chef lachte, ach meinte er, wenn es danach immer ginge, dann würden wir mit unseren Prozessen nie zu Ende kommen. Nein, nein machen Sie es genauso wie ich Ihnen sage, gehen Sie hin und schlagen Sie einen Vergleich vor. Es ist eine ganz normale Sache und unserem Mandanten werden wir das dann auch schon richtig verklickern, dass er besser damit fährt, als wenn er monate- oder jahrelang klagt und am Ende dann doch nicht das bekommt, was er meint, was ihm zustehen müsste. Gut, ich hatte diese Dinge auch schon während des Studiums einige Male mitbekommen, aber irgendwie doch nicht so richtig. Dies war das erste Mal, dass ich selbst an so einem Fall beteiligt war und eigentlich schmeckte mir das gar nicht. Aber was blieb mir anderes über, wenn ich meinen Job behalten wollte, dann musste ich in diesem Fall tun, was mir der Chef sagte. Es war eine harte Schule damals in dieser Firma, aber es war eine wichtige Schule für mein Leben. Ich lernte unheimlich viel dort, weil eben dieser Chef seine Angestellten einerseits immer gerne ins kalte Wasser warf, wenn es um die zu erledigenden Aufgaben ging, aber andererseits lernte man dabei auch viel, denn man wollte diese Herausforderungen ja bestehen und nicht als Looser vor den anderen Kollegen dastehen. Und das wusste dieser Chef genau und er nutzte dieses Konkurrenzgebalze, das es sehr wohl in dieser Firma gab, bis auf’s Äußerste aus. Mit Bedacht hatte er nur Frauen eingestellt und nur einen weiteren Mann und der war in diesem Spiel das goldene Kalb, um das alle herumtanzten.
Was er sagte oder besser meistens laut schrie, das war das Amen in der Kirche und duldete keinen Widerspruch. Jeden Tag hatte eine von den Frauen fast einen Nervenzusammenbruch, weil sie es nicht verkraftete so zusammengeschrien zu werden, denn nichts anderes war es, wenn er mit seinen Schimpfkanonaden loslegte. Eines Tages, ziemlich kurz nach meinem Eintritt in die Firma war ich dann auch dran.
Im Laufschritt bei ihm antanzen, war nur eine Sache, die andere, eine laute Beanstandung der abgelieferten Arbeit, folgte als nächstes. Oh Gott war das peinlich, das ganze Büro bekam mit, was man falsch gemacht hatte und wahrscheinlich lachten sich die Kolleginnen alle ins Fäustchen und gönnten mir, der Neuen, das, was sie auch tagtäglich von ihm gewohnt waren. Und nun hatte es auch mich erreicht, denn die Probezeit war gerade herum, bis dahin hatte er sich noch zurückgehalten. Aber nun legte er los und das mit doppelter Kraft. Mit eingezogenem Nacken und einem hochroten Kopf kam ich aus seinem Büro heraus und schlich mich an meinen Platz zurück, wohlwissend, dass ich von den anderen beobachtet und belächelt wurde.
Nein, so hatte ich mir den neuen Job nicht vorgestellt.
Aber gleich zu kündigen, nein das ging auch nicht. Wie sollte ich das denn meinen Eltern gegenüber und auch bei einer neuen Stelle vertreten. Ich fühlte mich schlecht und zwar sauschlecht! Aber was tun, war die Frage.
Ich muss es einige Zeit aushalten, ich kann da nicht gleich wieder kündigen, dachte ich und nahm mir vor, mich zumindest zum Schein eine Zeitlang an die dort geltenden Spielregeln zu halten. Aber da hatte sie dieRechnung ohne meine Mutter gemacht.
Nachdem ich mich jetzt jeden Morgen mit einem mulmigen und gar nicht frohem Gefühl auf den Weg in die Arbeit machte und jedes Mal wenn das Geschreie losging, vorhatte, bei der nächsten Gelegenheit doch zu kündigen, bekam meine Mutter das Geschreie des Chefs bei einem Telefonanruf zufällig mit. "Was ist denn bei Euch los", fragte sie. "Schreit der Chef immer so mit Euch rum?"
Ja, war meine Antwort, das ist hier gang und gäbe. "Also, mein Kind, mit Dir macht der das nicht. Und wenn er es versucht, dann gehst Du zu ihm und sagst ihm: Herr Dr. Sowieso, es hat kein Mensch das Recht mich anzuschreien. Wenn ich einen Fehler gemacht habe, dann sagen Sie es mir ruhig und sachlich ohne Geschrei, ansonsten muss ich meine Konsequenzen ziehen und kündigen."
Nun war ich baff. Ich, die immer wieder gedacht hatte, nein, ich kann nicht so schnell wieder kündigen, was denken dann meine Eltern von mir, ich hörte nun, dass ich gerade das tun sollte, wenn mir der Chef auf diese unwürdige Weise entgegenkam. Die Sonne ging plötzlich in mir auf. Toll, dass ich solche Eltern habe. Die wussten, wie man einen Menschen stärkt und ihn nicht zum Duckmäuser macht.
Plötzlich erinnerte ich mich auch an einen Spruch meiner Mutter. Sie sagte früher immer: "anschreien lasse ich mich von Niemanden. Es hat niemand das Recht mich klein zu machen." Klasse dachte ich, jetzt habe ich den Freifahrtschein. Wenn der mich noch mal zu sich ruft und sich dabei im Ton vergreift, dann sage ich ihm meine Meinung.
Und die Gelegenheit kam schnell. Irgendwann war auch ich wieder dran zum Appell und der Ton war wieder so etwas von daneben, so dass ich ihm ganz ruhig und sachlich, den Satz meiner Mutter sagte und siehe da, was geschah?
Dieses rumbrüllende Urgestein wurde auf einmal ganz leise, entschuldigte sich und benahm sich anschliessend wie ein normaler Mensch. Aber komischerweise nur mir gegenüber. Die anderen Kolleginnen schrie er weiter an und die wunderten sich, wieso er das bei mir nicht mehr tat. Die Firma ging dann später pleite, was damit natürlich nichts zu tun hatte, aber wer so eine Firma führte, der konnte meiner Meinung nach auch nicht lange bestehen. Ich aber war eine der Angestellten, die mit am längsten dort war. Ich bekam mein Geld immer pünktlich und konnte ausserdem noch eine Geschäftsreise nach Indonesien aus diesem Arbeitsverhältnis mitnehmen. Diese Reise warfür mich die Erfüllung eines Traums. So gesehen war es wirklich eine gute Schule und das Beste was mir passiert war, war die Unterstützung meiner Mutter. Das war etwas für’s Leben.
Nie wieder musste ich Angst vor Vorgesetzten haben und nie wieder würde ich mich von irgend jemanden auch nur im Geringsten anschreien lassen.
Und das war wahrscheinlich auch die Antwort auf die Frage,die ich mir an diesem Morgen gestellt hatte: „wer bin ich und warum mische ich mich ein“.
Ich hatte seit damals keine Angst vor Vorgesetzten und ich habe keine Angst meine eigene Meinung vor wem auch immer zu verdeutlichen oder zu verteidigen. So etwas, wie diesen faulen Vergleich, den ich damals in München geschlossen hatte, so etwas wollte ich nie wieder im Leben machen. Wenn ich also meinte, ich wäre im Recht, dann wollte ich auch dafür kämpfen und nicht kampflos aufgeben oder den Kopf in den Sand stecken.
So, das war's - 10 Seiten aus meinem Leben, ich hoffe Ihr habt Euch nicht gelangweilt und vielleicht schreibe ich ja irgendwann
weiter.

Sonntag, 16. Mai 2010

Zehn Seiten aus meinem Leben - Ein Fortsetzungsroman? Seite 9

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Wer bist Du und wer bin ich, das waren zum Beispiel solche Fragen, denen man vielleicht mal auf den Grund gehen sollte. Oh Gott, jetzt geht es an die Psyche, dachte ich, vielleicht sollte ich mir davor lieber noch ein Croissant gönnen, denn ob es mir hinterher noch schmeckt, ist die Frage. Aber wie war das vorhin noch, Duckmäusertum und Feigheit? Sollte ich nun selber zu feige sein, mir diese Fragen zu stellen?
Ich wollte diese Fragen beantworten und zwar weil sie wichtig waren in Bezug darauf, ob ich meine politischen Aktivitäten weitermachen sollte oder nicht. Machte es Sinn für eine Sache zu kämpfen und wenn ja, warum sollte man es und warum sollte ich es?
Machte ich das vielleicht aus Geltungssucht, suche ich Anerkennung, die ich sonst vielleicht nicht bekäme oder was ist sonst der Grund dafür, dass ich mich immer wieder in alles einmische?
Sind es wirklich die Ungerechtigkeiten dieser Welt, die mich dazu bringen, meine Klappe nicht zu halten oder fühle ich mich gebauchpinselt, wenn ich meinen Namen in der Zeitung lese und von anderen höre, dass sie die Sachen gut finden, die ich mache. Ich ging kurz in mich. Nächste Frage: Muss das eine das andere ausschliessen? Also wenn ich ehrlich bin, kann ich nicht sagen, dass es mir unangenehm ist, wenn ich meinen Namen in der Zeitung lese und ich finde es auch gut, wenn ich Anerkennung und Zustimmung für meine Aktivitäten erhalte. Aber der eigentliche Grund für alles was ich tue, ist doch meistens erst einmal die Wut, die mich immer dann packt, wenn ich etwas ungerecht finde.
Und wieder kam mir eine Zeile des Liedes in den Sinn:
Wo ist die Liebe, wo ist die Liebe?
Und natürlich war auch das ein Grund dafür, dass ich mich einmische. Ich finde, dass die Gesellschaft lieblos geworden ist. Keiner kümmerte sich mehr um den anderen, alle hecheln nur dem Geld hinterher und alles was zählt ist Macht und Besitz. Und die Liebe wo bleibt die? Ja, die bleibt auf der Strecke. Hierbei handelt es sich natürlich um die Nächstenliebe, aber da war sie auf einmal wieder, die Psyche. Hach, jetzt habe ich dich! Du machst das alles nur, weil Du keinen Partner hast.
Dir fehlt die Liebe und deshalb musst du dich woanders profilieren. War es so, überlegte ich. Klar, ich habe keinen Partner, aber ist man deshalb ohne Liebe? Gut, manchmal vermisse ich einen Partner. Ab und zu fühlt sich wohl jeder mal einsam und das besonders, wenn man glückliche Paare um sich herum sieht oder wenn man krank und alleine zuhause ist. Dann kommt das Gefühl hoch: warum kümmert sich keiner um mich, hat mich denn keiner lieb? Aber das ist normal, das kommt auch in Partnerschaften vor. Im Grunde habe ich für mich festgestellt, dass ich lieber allein und unabhängig bin. Ganz besonders schwerfallen würde es mir, dauernd irgendwelche Kompromisse schliessen zu müssen und das denke ich, muss man in einer guten Patnerschaft. Ich habe es ein paar Mal geprobt, aber mir geht es besser so. Also, konnte das auch nicht die Erklärung dafür sein.
Es war wohl wirklich so, dass die Wut ausschlaggebend war und mein ausgeprägtes Gerechtigkeitsbedürfnis. Dieses Gerechtigkeitsbedürfnis, das hatte mich schon im Studium scheitern lassen, denn Recht haben und Recht bekommen, waren zwei Paar Schuhe und das wurde mir damals schnell klar. Die deutsche Rechtssprechung und wahrscheinlich nicht nur diese besteht im Zivilrecht hauptsächlich aus Vergleichen, die aus Kosten- und Zeitgründen geschlossen werden und ohne Rücksicht auf Gerechtigkeit durchgezogen werden.

Morgen geht es weiter ........

Samstag, 15. Mai 2010

Zehn Seiten aus meinem Leben - Ein Fortsetzungsroman? Seite 8

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Es hatte mich immer schon geärgert, dass Frauen in allen Schichten der Gesellschaft benachteiligt waren und als Alice Schwarzer die Führung der deutschen Frauenrechtsbewegung übernahm und über den kleinen Unterschied schrieb, war ich fasziniert von der Power und der Intelligenz dieser Frau. So entschloss ich mich, bei dieser Bewegung mitzumachen. Ich war zwar nicht ganz so radikal wie einige meiner Mitstreiterinnen, aber ich merkte schon bald, mit seichten Worten würde man nicht viel erreichen. Da musste man schon mehr tun.
Gewalt war aber noch nie mein Ding und darauf zielte die Frauenbewegung auch nicht ab. Spielte doch Gewalt in vielen Familien und gerade den Frauen gegenüber eine große Rolle im Alltag. Aber eben diese alltägliche Gewalt wollten wir bekämpfen und beseitigen und das war nur gewaltlos möglich. Eine Weiterentwicklung konnte nur so stattfinden, ansonsten wäre es eine Rückbesinnung auf die alten Methoden gewesen, die da wären „Auge um Auge oder Zahn um Zahn“. Diese Kampfmethoden kannten wir nur zu gut von den Männern und das wollten wir auf gar keinen Fall wieder aufleben lassen. Also wurde gewaltlos gekämpft und wir waren uns einig, die Männer müssten zwar bekämpft werden, aber wir müssen es intelligent tun. Ausserdem wollten wir ja schliesslich die Gleichberechtigung erreichen und keine Vorherrschaft der Frauen.
Und wieder kam mir eine Zeile des Liedes in den Sinn, das ich nun schon den ganzen Morgen hörte.
„Für die Hoffnung, die uns trägt ist es niemals zu spät“
Ja, Hoffnung hatte ich immer noch. Und noch ein Spruch kam mir in den Sinn: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und so ist es auch, irgendwo gibt es immer einen Weg, der einen weiterführt. Stillstand, ist ein schlimmer Zustand. Hey, das ist ein guter Spruch und sogar auf meinem Mist gewachsen, dachte ich, aber so empfand ich das auch. Nein, klein beigeben war noch nie meine Sache. Duckmäusertum und Feigheit, das waren Eigenschaften, die ich hasste, wobei ich Feigheit in manchen Lebenslagen sogar verstehen konnte. Aber wenn jemand zu feige war, seine Meinung zu sagen oder sie zu vertreten, dann hatte ich dafür fast nie Verständnis. Das hatte ich von meiner Mutter gelernt. Sie und auch mein Vater hatten mich zu einer selbstständigen und auch selbstbewussten Frau erzogen, obwohl das nicht immer einfach zu leben war. Aber dafür, dass die Eltern mir diese Eigenschaften mit auf den Weg gegeben hatten, bin ich immer stolz und dankbar gewesen.
Die Sonne kam nun immer mehr zum Vorschein und ich beschloss, den heutigen Tag damit zu verbringen, dass ich einige Dinge herausfand. Dinge über mich selbst und Dinge, die mich beschäftigten. Und auch das hatte wieder etwas mit dem Lied zu tun, was ich immer und immer wieder hörte.
„ Wer bist Du und wer bin ich und wer bringt uns zum Licht?“
Mensch, was dieses Lied alles in mir auslöst, dachte ich schmunzelnd.
Aber es waren diese Sätze darin, die mich schon immer beschäftigt hatten. Und auf einmal heute Morgen beim Aufwachen war mir klar geworden, dass ich mal ein paar Dinge für mich ordnen musste.

Und Morgen geht es weiter .......

Freitag, 14. Mai 2010

Zehn Seiten aus meinem Leben - Ein Fortsetzungsroman? Seite 7


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„Sie machen alle so auf cool und die Eitelkeit tanzt“,
schallte es weiter aus dem Schlafzimmer, während ich das Frühstück für mich und meine Katzen herrichtete. Ja, da ist was dran, dachte ich. Auf cool machen, das ist heute angesagt. Jeder kümmert sich nur um seinen ureigenen Kram und um seine Bedürfnisse. Die Ellenbogen raus und wer sich in den Weg stellt, den stoße ich weg. Das ist die Devise heute!
Ja ja, ist ja gut, ging es mir weiter durch den Kopf. Ich schere damit wieder einmal alle über einen Kamm, aber es nervt mich auch zunehmend mehr, diese Einstellung. Ich weiß schon, dass es auch viele andere gibt, die nicht so denken und die viel dafür tun, um Dinge zu verändern und anderen zu helfen. Aber es sind nicht genug, dachte ich weiter. Über allem schwebt immer mehr die Gier, die Macht und die Ignoranz. Ich habe keine Lust, mich dem zu beugen, aber was kann man machen?
Meine Projektgruppe hatte nicht viel gebracht, das konnte man heute so sagen. Der Supermarkt wurde zwar nicht auf dem Gelände gebaut, aber auf einem anderen auch traditionsreichen Gelände, sollte nun der geplante Supermarkt entstehen. Und nichts, gar nichts schien die Machtpolitiker davon abhalten zu können, dieses Projekt in ihrem Sinne umzusetzen. Man hatte 5000 Unterschriften bei der Bevölkerung gesammelt, die gegen
dieses Projekt stimmten. Stadtteilkonferenzen wurden zu dem Thema abgehalten, die Presse und das Fernsehen eingeschaltet und böse Leserbriefe geschrieben. Und was hatte es gebracht, nichts, rein gar nichts. Die Politik wollte dieses Supermarkt-Projekt mit allen erdenklichen Mitteln durchsetzen.
Was läuft da bloss im Hintergrund, dachte ich. Und nicht nur ich dachte so, viele hatten schon ihren Verdacht geäußert, dass bei dieser Sache nicht alles mit rechten Dingen zugehen könnte. Sie hatten dieses sogar öffentlich in Leserbriefen geäußert, aber auch das war an den Politikern abgeprallt. Und diese Ignoranz war es, die mich so wütend machte.
Ich verstand es einfach nicht, wie man als Politiker so abgebrüht sein kann, dass man die Bedenken von vielen tausenden Bürgern mit einer Geste der Gleichgültigkeit einfach wegwischt. Man sah es auf ihren Gesichtern eingemeißelt: „Was schert mich der Bürgerwille, wir setzen unseren Willen doch durch!“.
Es konnte einen wirklich mürbe machen und zu dieser Art von Coolheit bringen, die da im Song beschrieben wurde, aber immer wenn ich fast soweit war, den Kopf auch in den Sand zu stecken, dann keimte sie wieder auf, meine alte Kampfeslust.
So einfach gab ich nicht auf. Das war noch nie so gewesen bei Dingen, die mir wichtig waren.
Mir kam die Zeit in Regensburg in den Sinn. Dort hatte ich studiert und dabei die schönste Zeit meines Lebens verbracht, mal abgesehen vom Studium selbst. Dort war ich kämpferisch gewesen. Zwar nicht unbedingt bei meinem Studium, was mir im Nachhinein vielleicht auch nicht geschadet hätte, aber das war Schnee von gestern. Wichtiger für mich war, dass ich bei der Frauenrechtsbewegung in den frühen siebziger Jahren aktiv dabei war. Das hat mich geprägt, dachte ich, als ich den heissen Morgenkaffee trank.

Morgen geht es weiter ........

Donnerstag, 13. Mai 2010

Zehn Seiten aus meinem Leben - Ein Fortsetzungsroman? Seite 6

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Warum denn nicht so eine Geschichte an den Oberbürgermeister der Stadt schicken und an die Stadtteilkonferenz in Lehe, die sich doch sehr für den Stadtteil engagierte? Gesagt, getan!
Die Mail war schnell verfasst mit ein paar netten Worten, warum ich ihm diese Geschichte schickte und ob er sich nicht mal zu dieser Idee äussern könnte. Das gleiche wurde an die Stadtteilkonferenz geschickt, auch mit der Bitte um Rückäusserung. Vom Oberbürgermeister bekam ich sehr schnell eine Antwort. Er fände diese Idee ganz gut und sicherlich auch für
Lehe interessant. Ich sollte mich doch mal nach einem Investor umschauen, der so ein Konzept verwirklichen könnte und mich dann wieder bei ihm melden. Na ja, was hatte ich auch anderes erwartet? Das er Luftsprünge machte und begeistert meinem Konzept zustimmte und mir antwortete: Ja klar, das ist es, was wir dort machen müssen. Immerhin kostete so ein Projekt ja auch eine Menge Geld und die Sanierungskosten für das Gelände wären auch nicht ohne, da dort vorher ein Kalksandsteinwerk war und dieses nicht ohne schädliche Abfallstoffe gearbeitet hatte. Dieses müsste alles erst bereinigt werden, ehe man dort etwas Neues installieren könnte. Aber wo ein Wille, da ein Weg, dachte ich
immer noch. Irgendwie müsste es doch möglich sein, die Öffentlichkeit dafür zu interessieren, dass auf diesem Gelände, was ja eigentlich ein Sahnestück im Viertel ist, etwas Neues sich entwickelt, das zum positiven Imagewandel des Stadtteils beitragen könnte. Von der Stadtteilkonferenz hörte ich gar nichts. Aber ich bin ja stur in manchen Dingen. Also ging ich zum nächsten Treffen der Stadtteilkonferenz und fragte dort, ob meine Mail nicht angekommen sei, oder warum ich nichts gehört hätte von ihnen. Ach, eine Markthalle, das wäre nichts für Lehe, antwortete mir damals einer der Sprecher. Dafür wäre Lehe nicht geeignet. Dort müsste ein normaler Supermarkt hin, damit die Leute ihren täglichen Bedarf einkaufen könnten und so eine Markthalle würde sich sicher nicht halten können. Und eine Lösung gab es damals auch schon, denn in einer der
nächsten Treffen wurde ein Projekt vom Oberbürgermeister auf dem Gelände vorgestellt, das so abschreckend war, dass man nur den Kopf darüber schütteln konnte. Es sollte ein weiterer Aldi, Lidl oder Plus dort entstehen, als wenn wir nicht schon genug davon hätten. Nein, dass hatte das Kistner-Gelände nicht verdient. Ich musste mir etwas anderes einfallen lassen. Also stand ich bei einer der nächsten Sitzungen auf, erzählte, dass ich diese Lösung des Ob’s für ganz schrecklich hielt und dass ich die Idee hätte, dass dort eine Markthalle entstehen konnte.
Zuerst war die Reaktion ein bisschen zaghaft, aber dann als ich vorschlug, man könnte doch eine Projektgruppe „Markthalle“ gründen und gucken, ob diese Idee oder eine andere der Bürger nicht zu verwirklichen wäre, gab es Zuspruch und die Gruppe wurde gegründet. Zum Glück waren auch einige professionelle Stadtplaner im Publikum und die fanden meine Idee gar nicht so schlecht und stellten sich gleich als Mitbegründer mit zur Verfügung. Toll, nun konnte wenigstens etwas in Angriff genommen werden, wofür es sich zu kämpfen lohnte. So glaubte ich es damals wenigstens.
Es ging auch gut los, wir trafen uns, es war eine grosse Gruppe so um die 20 Leute, die mitarbeiten wollten und wir beschlossen, die Sache gross anzugehen. Die Stadtplaner hatten da ja schon einige Erfahrung und nahmen die Zügel gleich in die Hand, was natürlich auch für mich von Vorteil war, hatte ich doch bis dato gar keine Erfahrung in diesen Dingen. Von diesem Moment an, ging es richtig los. Wir hatten viele Artikel in der Zeitung und bald war die Markthalle in aller Munde. Ein Open-Space sollte dazu stattfinden. Unter diesem Begriff versteht man eine Methode um
Besprechungen oder Konferenzen zu strukturieren. Die Teilnehmer geben eigene Themen ins Plenum und gestalten dazu je eine Arbeitsgruppe. Es können bis zu 2000 Teilnehmer an so einer Veranstaltung teilnehmen, aber wir rechneten mit höchsten 100. Und diese Methode eignet sich dazu, eine Bürgerbeteiligung zu organisieren. Und das war es ja, was wir wollten. Wir wollten unsere Meinung als Bürger für dieses Gelände kundtun. Es sollte nicht nur allein nach dem Willen der Politik gehen, nein wir Bürger wollten mitbestimmen. Die Tagung lief auch sehr gut und als Ergebnis kam heraus, dass die Mehrheit der Leute für eine Markhalle waren. Nun musste nur noch ein Investor her und das stellte sich als sehr schwierig raus. Es meldeten sich zwar Investoren für das Gelände, die auch interessante Möglichkeiten boten, aber so eine richtige Markthalle war nicht dabei. Und, man merkte, die Politik wollte unsere Beteiligung nicht. Deshalb ignorierte sie unsere Vorschläge und mit der Zeit gelang
es ihnen auch, das Interesse der Investoren und der Bürger einzustampfen. Das Gelände wurde zwar international zum Kauf ausgeschrieben, aber man hörte nichts mehr von der weiteren Entwicklung. Schade, aber da sieht man mal wieder, dass die Politik nicht wirklich an einer Bürgerbeteiligung interessiert ist, zumindest nicht, wenn sie andere Pläne hat.
Trotzdem, nur wenn man etwas tut, so ist meine Auffassung, kann man auch etwas verändern. Nur mit Reden oder Nichtstun, kann keine Veränderung vonstatten gehen. Also Ärmel hochgekrempelt und mit neuen Ideen und viel Power gegen solche Machenschaften angehen. So hatte ich jedenfalls damals gedacht, so müsste es gehen. Doch da hatte ich mich gewaltig getäuscht.

Und Morgen geht es weiter ........

Mittwoch, 12. Mai 2010

Zehn Seiten aus meinem Leben - Ein Fortsetzungsroman? Seite 5


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Das Lied holte mich wieder in die Gegenwart zurück.
Canzone, Canzone, Lieder an die Liebe ….
Und jetzt war ich wieder in meiner alten Heimat. Der Stadtteil hatte inzwischen ein schlechtes Image bekommen. Das, was früher als das schönste und interessanteste Viertel in Bremerhaven galt, hatte jetzt den Ruf eines Ghettos. Am Anfang konnte ich das alles gar nicht verstehen und dachte, das kann doch nicht wahr sein, mein schönes Lehe, was ist daraus geworden. Da muss etwas getan werden aber was, das war die
Frage, die mich immer mehr beschäftigte.
Eines Morgens stand ich in meiner Wohnung am Fenster und schaute auf das Kistner-Gelände. Der hohe Turm und die Tonnendachhalle weckten Kindheitserinnerungen und ich dachte, das ist doch nicht richtig, dass das alles so brach liegt. Das hat doch Geschichte dieses Gelände und warum sollte man da nicht etwas Bleibendes von machen können?
Eine Markthalle fiel mir ein, die ich mal in Barcelona gesehen hatte und auch in Frankfurt gab es so eine. Das wäre doch auch was für Bremerhaven und ganz besonders für Lehe, denn hier wohnten doch so viele Kulturen nebeneinander, das müsste man doch verbinden können. Und was bietet sich da mehr an, als eine Markthalle wo alle etwas dazu beitragen könnten. So eine Markthalle könnte zu einem Multi-Kulti-Treffpunkt werden, der für alle Bürger Bremerhavens interessant wäre.
Man könnte dort Delikatessen aus aller Herren Länder kaufen und es wäre auch noch genug Platz, um dort kulturelle Veranstaltungen stattfinden zu lassen. Künstlerwerkstätten könnten sich dort ansiedeln und das eine oder andere gastronomische Ambiente könnte ich mir dort auch vorstellen, z.B. ein Terrassencafé zur Geeste hin. Das ganze würde sich in Verbindung mit dem Geestewanderweg zu einem tollen Anziehungspunkt in Lehe entwickeln. So war meine Vision. Aber wie könnte man dieses in die Köpfe der Leute bringen? Als ich diese Gedanken einem damaligen Freund schrieb, machte er eine Geschichte daraus: die „Ehlersche Markthalle“ von Peter Müller:
„Später hielt James Boogel noch eben an der Markthalle an, die auf dem ehemaligen Kistnergelände gebaut worden war und kurz vor der Fertigstellung stand, und sah erstaunt was sich hier alles tat. Die türkischen Obst- und Gemüsehändler hatten noch alle Hände zu tun, weiter vorne auf der Bühne sang Emil Harder "via con me" von Paolo Conte...it`s wonderful,it`s wonderful..., und überall hörte man Geschnatter, war es deutsch, war es polnisch oder russisch? James R. Boogel kam an einem polnischen Stand mit Krakauer Würsten vorbei, kaufte noch eben beim Holländer etwas Käse und am französischen Stand war noch sein Lieblingswein zu haben. Die Halle war entsprechenden den Entwürfen von einer Freundin gebaut worden und Boogel mußte sagen: Geschmack. Die Halle erinnerte ihn auf vage Weise an manche moderne Kirche. Zur Geeste hin waren große Fenster angebracht worden aus denen man einen wundervollen Blick auf die Geeste und die ehemaligen Werftanlagen der Unterweserwerft hatte. Italiener, Spanier, Libanesen, Ostfriesen und Bayern vertrugen sich hier auf seltsame Weise. Auch die großen Fenster an der Seite waren gelungen. Das Highlight der Halle bildeten allerdings gleich im Eingang die Kneipe "Hart backboard" eine geräumige und gemütliche Hafenkneipe in der es deutsche Küche a la Paulaner gab und das Restaurant "Hammifrutti" in dem man Fischgerichte, italienische Leckereien aber auch Kleinigkeiten essen konnte. Hier war jeder willkommen. Boogel wandelte durch die Halle und erfreute sich an den vielen Ständen, es roch nach frischer Bratwurst, nach Pizza, überall Geräusche und Gerede. Weiter auf der rechten Seite standen die Obststände. Es sah gut aus. Zweimal in der Woche war hier der Wochenmarkt und dann kamen die Bauern aus dem Landkreis.Das alles hier war nur der Probelauf. Die Markthalle sollte offiziell am 25. Oktober durch den Oberbürgermeister eröffnet werden. Aber es gab auch schon ein Programm. Gleich am ersten Wochenende sollten Sambagruppen aus Bremen kommen und auf der Bühne und in den Gängen einheizen. Die Markthalle würde ein neuer Anziehungspunkt für den Tourismus werden. Schon jetzt im Probelauf merkte man wie hier Menschen aus dem Stadtteil Lehe ein neues Zuhause fanden, sich trafen und andererseits aber auch viele Menschen von weit her sich hier wohl fühlten.
Als Boogel die Halle verließ, wurde er von Hannelore angesprochen, die sagte: Tolle Idee die Halle. Boogel lachte zustimmend. Kurz darauf erhielt eine Mail auf seinem Handy:
Tolle Idee! Wer schon mal die Markthalle in Hannover besucht hat, der weiß: Allein für diese Atmosphäre wurde man einen weiten Weg in Kauf nehmen. Dann legt mal los .
Boogel ging weiter und wollte gerade sein Handy ausmachen, da piepste es: Hallo, die Idee gefällt mir. Ich kenne die Markthalle Hannover zwar nicht, hab im Internet aber diesen Link gefunden, der die ursprüngliche Markthalle von 1892 zeigt: http://www.manfred-barby.de/markthalle/favorite4.html
Das wäre natürlich ein Highlight, wenn man nach so einem Vorbild etwas realisieren könnte, denn es stammt aus der Zeit, als auch in Lehe der Boom losging.“

Das war's doch, schoss es mir durch den Kopf. Man müsste diese Geschichte nur öffentlich machen, damit sich die Leute davon ein Bild machen können.

Morgen geht es weiter .............

Dienstag, 11. Mai 2010

Zehn Seiten aus meinem Leben - Ein Fortsetzungsroman? Seite 4

Foto: Volkmar Tost -->
Und auch danach in den nächsten Ferien bekam ich einen tollen Job im Hafen angeboten. Ich arbeitete als „Fotografin“ auf der „Roland von Bremen“, einem Schiff, das täglich nach Helgoland fuhr. „Fotografin“ war ein bisschen zu hoch gegriffen für den Job, denn alles was ich tun musste, war, die Leute zu fotografieren, wenn sie in die Bördeboote umstiegen, um auf die Insel zu kommen. Aber da ich schon immer gerne fotografierte, machte mir auch diese Arbeit Spaß und wenn ich dafür auch noch Geld bekam, war das schon eine tolle Sache. Auch hier erlebte
ich viel interessante Dinge, es waren ja fast jeden Tag ca. 1000 Menschen, die für ein paar Stunden nach Helgoland fuhren. Mein Job sah so aus, dass ich morgens um 9.30 Uhr an Bord zu sein hatte, mich dann aber gleich nach dem tollen Bordfrühstück an Deck verziehen konnte und mich dort bis ca. 11 Uhr sonnen konnte, falls denn mal die Sonne schien.
Ja und danach fing dann die Arbeit an, falls man das Arbeit nennen konnte. Ich bekam eine tolle Rollei-Kamera in die Hand und musste nun von der Deckswand oben mit einem Megafon in die Bördeboote rufen: „Hallo, alle mal nach oben gucken, lächeln, aber nicht winken!“ Natürlich gab es immer wieder Leute, die trotzdem winkten, aber das hielt sich dann doch in Grenzen. Und so wurden dann viele Bilder geknipst, damit man möglichst viele Leute auf den Fotos hatte, die dann natürlich hinterher die Bilder kaufen sollten.
Mir machte der Job Spass, wobei es schon eine Rolle spielte, dass es nur ein Ferienjob war, denn auf Dauer war das doch ziemlich langweilig. Das Entwickeln und Vergrößern der Fotos anschließend in der Dunkelkammer an Bord war auch neu für mich. Man lernt ja nie aus und das konnte man sicher hinterher auch mal wieder verwenden. Immer war es natürlich nicht so schön, denn
wenn ordentlich Seegang war, war es gar nicht so einfach, die Leute in den Booten zu fotografieren und auch das Entwickeln stellte sich dann schon mal als nicht so einfach dar. Aber meistens bekamen mein Chef und ich das schon hin und die Bilder wurden uns anschliessend aus den Händen gerissen. Mein Chef verdiente sich mit diesem Geschäft eine goldene Nase und ich verdiente auch nicht schlecht. Und als Ferienjob war es eine tolle Sache.
Nur einmal war es nicht so toll. Wir hörten am Morgen schon, dass es ganz schön stürmisch sein sollte und wir hörten auch, dass die Englandfähre, die hinter uns lag, ihr Auslaufen abgesagt hatte, weil es zu gefährlich war, bei dem Sturm auszulaufen.
Aber unser Kapitän lachte nur und machte Witze darüber, dass die Prins Oberon nicht auslief. Denen zeigen wir es mal, hiess es damals. Wir liefen also aus, hatten auch tüchtigen Seegang, so dass ich mich schon mal in die Koje verzog. Denn so ganz seefest war ich damals nicht. Mir wurde einfach am Anfang immer übel, und wenn ich mich dann hinlegte, dann ging es später wieder. Na ja, ich lag da also in meiner Koje, als es auf einmal einen Schlag tat, so dass ich dachte, das war’s jetzt, jetzt kippen wir um. Aber wir kippten nicht um. Das Schiff richtete sich wieder auf und fuhr weiter. Ich hatte für mich nur bemerkt, dass ich in diesem Moment eigentlich keine Angst verspürt hatte, nur eben
dieser Gedanke kam auf: Das war’s denn wohl. Im Nachhinein fand ich das komisch. Und bald darauf ging es mir dann auch wieder besser und ich ging zurück an Bord.
Was ich dort sah, erschütterte mich dann doch. Viele Passagiere lagen verletzt an Deck, genau genommen 36 und sie hatten die verschiedensten Verletzungen bis hin zum Schädelbruch. Da
hiess es nun helfen, wo Hilfe gebraucht wurde. Endlich kamen wir irgendwann vor Helgoland an und trotz der wilden See wurde ausgebootet und die Verletzten an Land gebracht. Zwei Schwerverletzte hatten wir dabei, die sofort auf Helgoland versorgt werden mussten. Und auch an Bord gab es einiges zu tun. Viele Tische waren aus ihren Halterungen gerissen und sogar die Herde in der Küche hatten sich nicht gehalten. Viele Passagiere hatten sich verletzt, weil sie sich nicht den Anordnungen des Kapitäns gefügt hatten und sich irgendwo hingesetzt und festgehalten hatten. Sie mussten sich selbst beweisen, wie mutig und seefest sie waren und waren an Bord umherspaziert. Dies musste jetzt alles in der kurzen Zeit des Aufenthaltes bearbeitet werden und wir hatten alle Hände voll zu tun.
Auf der Rückfahrt legte sich der Sturm ein bisschen, aber vielen Passagieren und auch mir steckte der Schreck noch in den Gliedern. Und da eine Frau sich schwer verletzt hatte bei der Welle, sollte ich nun die Oma, die mit den beiden Kindern zurückfuhr trösten und ihr sagen, dass alles schon wieder werden würde, was ich auch tat. Und dann hörte ich auf einmal, dass diese Frau trotz aller Bemühungen der Ärzte auf Helgoland verstorben sei und der andere schwer verletzte Passagier auch.
Wie es mir nun ging, kann man sich vorstellen. Ich war zu der Frau gegangen, hatte sie getröstet, dass alles schon wieder gut werden würde und nun diese Nachricht. Ich konnte es nicht fassen wie grausam das Schicksal manchmal sein konnte. Hatte die Frau doch erst kurz vorher ihren Mann durch Krebs verloren, nun folgte sie ihm und hinterließ zwei kleine Kinder. Und ich hatte gesagt, es wird alles wieder gut. Ich machte mir die größten Vorwürfe, aber ich hatte es ja nicht anders gesagt bekommen. Ich schwor mir beim Einlaufen in Bremerhaven, nie wieder an
Bord dieses Schiffes zu gehen und doch war ich am nächsten Morgen wieder zur Stelle. Das Leben kann manchmal schon hart sein.
Viel später, als dann die Verhandlung des Seeunfalls bevorstand, wurde ich hoch zum Kapitän gerufen, um mit der Schreibmaschine seine Aussage festzuhalten.
Ich kam zu ihm auf die Brücke und er hatte nichts Besseres zu tun, als mir seine neue Stereo-Anlage vorzuführen und diktierte mir dann das Protokoll zu dem Unglückstag. Im Nachhinein wurde es so dargestellt, dass wir bei fast schönstem Seewetter ausliefen und wir nur das Pech hatten, dass uns eine unvorhersehbare Grundsee (sog. Monsterwelle von unten) traf, die das Schiff fast zum Kentern brachte. Dabei lief die Musik und er erzählte es ohne irgendeine Emotion. Mir war ganz schlecht dabei und ich musste mich schon sehr zusammennehmen, um nicht loszuheulen. Waren doch bei diesem „schönen Seewetter“ und dem unvorhersehbaren Ereignis zwei Menschen gestorben und 36 verletzt worden. Das Endergebnis dieser Untersuchung war dann, dass der Kapitän strafversetzt wurde auf ein anderes Schiff und das war es denn auch. Ungerecht ist die Welt!

Morgen geht es weiter ......

Montag, 10. Mai 2010

Zehn Seiten aus meinem Leben - Ein Fortsetzungsroman? Seite 3

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Und es klappte, ich wurde vom Hafenarzt untersucht , für tauglich gehalten und ich bekam ein Seefahrtsbuch ausgehändigt. Mensch, das hätte ich nie gedacht, dass mir das passieren könnte. Ein Seefahrtsbuch, das war wie ein zweiter Reisepass. Damit konnte man in der ganzen Welt auf allen Schiffen anheuern. Allein diese Vorstellung brachte mich zum Träumen. Aber der Traum wurde schnell zur Wirklichkeit als es mit dem Arbeiten auf dem Schiff losging. Ich wurde als Kabinenstewardess angeheuert und das hiess richtig arbeiten. Jeden Tag mussten 24 Kabinen für die Reisenden saubergemacht werden. Und da ich mich vorher nie mit Hausarbeit gross beschäftigt hatte, war das schon eine große Herausforderung für mich. Aber ich war ja lernfähig und auch willig, so dass ich mich schnell mit dem neuen Job anfreundete und ihn auch zur Zufriedenheit der Hausdame an Bord ausübte. Obwohl das gar nicht so einfach war, denn besagte Hausdame hatte den Ruf, ein Hausdrachen zu sein. Um sich den Zorn der Chefin nicht zuzuziehen, war man quasi gezwungen, sich ein bisschen bei ihr einzuschleimen.
Obwohl das eigentlich nicht meine Art war, blieb mir bei dieser Dame und meinen eigenen Defiziten in puncto Hausarbeit gar nichts anderes übrig, wenn ich die Zeit an Bord schadlos überstehen wollte. Denn ziemlich schnell hatte ich erfahren, dass es sich nicht leicht an Bord lebte, wenn man Feinde hatte. Da war das heutige Mobbing schon immer Gang und Gebe und eine der schlimmsten Auswüchse war, dass man einer Kollegin Glaswolle in die Koje gelegt hatte, weil sie sich den Freund einer anderen
angelacht hatte. Und es gibt wohl kaum etwas schwierigeres als Glaswolle aus dem Bett und vom Körper zu entfernen. Jedenfalls hatte man mir das erzählt. Und nachdem ich von dieser Sache gehört hatte, war das "Einschleimen" für mich der Weg des geringsten Widerstandes und es klappte auch ziemlich problemlos.
Ich hatte gehört, dass die Hausdame fast jeden Abend auf ihrer Kabine Party feierte und mit der Nachfrage, ob ich bei den Vorbereitungen helfen könnte, traf ich auf offene Ohren. Ja, ich könnte das Eis für die Getränke aus der Küche besorgen, bekam ich zur Antwort. Na ja, das ist ja die leichteste Übung, dachte ich. Gesagt, getan und von da an, besorgte ich jeden Abend Eis für die Party der Hausdame und manchmal durfte ich sogar mitfeiern. Der Job machte mir einen Riesenspass, weil nicht nur hart gearbeitet wurde, nein, es wurde auch viel gefeiert. Was ich allerdings nicht bedacht hatte, war, dass die anderen Kollegen sich inzwischen Gedanken über "die Neue", also über mich, machten. Ich wurde zwar jeden Abend in der Küche gesehen, wenn ich Eis holte, doch dann war ich verschwunden. Und schon ging die Gerüchteküche los. Was macht die wohl mit dem Eis, das sie holt, ist sie Alkoholikerin und trinkt heimlich abends in ihrer Kabine? Gott sei Dank fragte eines Tages eine Kollegin mich direkt und so konnte ich sie aufklären, dass ich keine heimliche Trinkerin war, sondern nur für die Chefin das Eis besorgte. So wurde ich dann auch in den Kreis der anderen aufgenommen und war nun bei allen Parties dabei, nicht nur bei denen von der Chefin. Alles in allem war das eine sehr interessante und erlebnisreiche Zeit. Und das schönste war, dass ich „Karriere“ an Bord machte und in den nächsten Ferien schon als Kioskverkäuferin arbeiten durfte, was natürlich mit wesentlich weniger Arbeit verbunden war und viele andere Vorteile hatte. Nun konnte ich jeden Tag á la carte im Restaurant essen und ich durfte abends in die Bar, was nur den Offizieren, dem Zahlmeister und den Damen vom Empfang und Kiosk erlaubt war. Den anderen Bediensteten war dieses nicht erlaubt, deshalb feierten die abends immer ihre eigenen Parties auf den Kabinen, was an sich auch nicht schlecht war. Aber interessanter war es dann schon abends in der Bar. Insgesamt war es eine tolle Zeit und ich war froh, dass ich das erlebt hatte.

Morgen geht es weiter und wer Lust hat ....ihr wißt schon

Sonntag, 9. Mai 2010

Zehn Seiten aus meinem Leben - Ein Fortsetzungsroman? - Seite 2

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„ Sie reden alle nur von Frieden und von mehr Toleranz“
drang es weiter an mein Ohr. Ja, das stimmte und ich verspürte sofort wieder die Wut , die in mir hochkam, wenn ich diese Begriffe hörte. Reden, das können sie alle, aber danach handeln, daran fehlte es. Ich will mich selbst dabei gar nicht ausschliessen. Auch ich musste feststellen, dass mein Toleranzpegel ein ganzes Stück weit nach unten gesackt war, seitdem ich wieder in Bremerhaven lebte. Immerhin gilt Bremerhaven als die ärmste Stadt der Bundesrepublik und das ist ganz besonders in dem Stadtteil zu spüren, in dem ich nun lebe. Aus dem ehemals schönsten Stadtteil ist inzwischen fast ein Ghetto geworden. Die höchste Arbeitslosenquote und eine sehr hohe Ausländerquote prägen das Bild dieses Stadtteils und das nicht gerade vorteilhaft. Dabei war es früher mal das schönste Viertel von Bremerhaven und im Grunde ist es das noch immer. Die Hafenstrasse war früher quasi die Prachtstrasse. Hier machte man abends einen Schaufensterbummel und nur hier gab es die schönen Gründerzeit-Häuser mit den prachtvollen Fassaden. Und Kneipen gab es in Bremerhaven. Bremerhaven hatte damals die meisten Kneipen in der Bundesrepublik. Das weiss ich noch aus meiner Taxifahrerzeit, denn für die Prüfung musste ich die alle kennen. Und das will ich wieder haben. Ich will nicht zulassen, dass man meinen Stadtteil niedermacht.
Spontan kam mir die Studentenzeit wieder in den Sinn. Um mir in den Semesterferien etwas Geld zu verdienen, hatte ich die verschiedensten Jobs angenommen. Heino, ein alter Schulfreund, der im Hafen als Schiffsmakler tätig war, besorgte mir den ersten Job. Er wusste von meinem Traum, mal als Funkerin zur See zu fahren, genau wie mein Onkel. Aber der hatte mir das schon früh ausgeredet, Frauen an Bord, das war nicht gern gesehen bei den Seeleuten. Aber mir war das egal, ich war ausser mir vor Freude, als er eines Tages mit der Nachricht kam, dass ich während der Ferien auf einer der Englandfähren als Aushilfe arbeiten konnte.

Morgen geht es weiter und wer Lust hat, schaut vorbei.

Samstag, 8. Mai 2010

Zehn Seiten aus meinem Leben - Ein Fortsetzungsroman? Seite 1



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"Canzone, Lieder an die Liebe"
Sanft berührte die Pfote von Twiggy meine Wange und aus der Ferne hörte ich „Canzone, Lieder an die Liebe“ aus dem Radio von Bernhard Brink „ sie ist das Licht in dunkler Nacht“. Es ist eines meiner Lieblingslieder. Auf italienisch gesungen von Lucio Dalla höre ich es noch lieber. Und seit meinen geliebten Toskanaaufenthalten verstehe ich sogar den Text ein bisschen.
Aber nun war sie vorbei, die dunkle Nacht, obwohl, so dunkel war sie gar nicht, denn seit ich wieder in Bremerhaven wohne, fällt die Leuchtreklame eines gegenüberliegenden Spielsalons in mein Schlafzimmer und da nützen auch die Jalousinen nichts, die ich jeden Abend runterlasse, um das Zimmer ein wenig abzudunkeln. Gewöhnungsbedürftig ist das genauso, wie die Bässe, die mich fast jede Nacht aus der unten im Haus liegenden Kneipe in den Schlaf wiegen.
Was ist das für ein Unterschied zu der Ruhe, die ich früher in meinem vorherigen Wohnort hatte. Aber es nützt nichts, ich habe mich nun einmal entschieden, zurück in meine Heimatstadt zu kommen und nun muss ich auch mit den neuen Umständen leben. Nein, ich muss es nicht, ich will es! Es war mein freier Entschluss oder besser gesagt, sogar mein Wunsch wieder in die Heimat zurückzukehren.
Obwohl ich sehr lange von Bremerhaven weg war, hatte ich doch immer den Wunsch, irgendwann wieder in meine Heimat zurückzukehren und dort zu leben. Mit den Jahren hatte ich meine Familie und auch den Hafen und die Schiffe immer mehr vermisst. Und es gab noch einen Grund. Meine Mutter war inzwischen dement geworden und mein Vater brauchte dringend Unterstützung bei der Pflege.
Und nun war er da, der neue Tag und ich mußte raus aus dem Bett, ob ich nun wollte oder nicht. Allein Twiggy ließ mir keine Wahl. Sie würde solange mit ihrer Pfote meine Wange streicheln, bis sie endlich ihr Futter bekam. Nein, das war nicht Liebe, die sie so zärtlich sein ließ, es war der Hunger. Diesen Trick hatte sie seit neuestem drauf, um mich aus dem Bett zu bringen. Und so fing der Morgen schon jeden Tag mit einer Täuschung an. Na ja, zumindest schien die Sonne und das Grau der letzten Tage war erst einmal verschwunden. Wurde auch Zeit, denn immerhin war seit Gestern der Frühling angesagt und ich hatte sogar ein entsprechendes Gedicht verfasst und in meinen Blog gesetzt. Und auch an die Zeitung hatte ich es geschickt, die darum bat, dass die Leser ihre selbstverfassten Fühlingsgedichte einschicken sollten. Trotzdem, kalt war es immer noch und so wäre ich eigentlich doch ganz gerne noch etwas im Bett geblieben. Aber was tut man nicht alles für die lieben Tierchen. Minou, die ältere Katze rührte sich jetzt auch mit einem kurzen „Miau“ was mehr nach einem "Määäh" klang und einem langen sich strecken und dehnen. Dann nochmal kurz die Pfote rübergestreckt und das war’s dann auch schon. Nun war Frauchen an der Reihe. Sollte sie doch erst einmal das Fressen herrichten, dann würde sich Madam Minou auch langsam bequemen, aufzustehen.

Morgen geht es weiter und wer Lust hat, schaut wieder vorbei:)