Sonntag, 16. November 2008

Brennpunkt

Irgendwie geht mir dieser Begriff den ganzen Morgen im Kopf herum. Warum? Ja, ich denke, weil es hier in meinem Stadtteil am Freitag wieder mal gebrannt hat. Dies war der dritte Brand in den 2 1/2 Jahren, seit ich wieder in meiner Heimatstadt und in meinem Stadtteil bin. 3 Brände sind sicherlich insgesamt nicht viel, aber wenn sie in unmittelbarer Nachbarschaft stattfinden, dann fühlt sich das nicht gut an. Jedes Mal waren es grosse Häuser mit vielen Menschen drin und man kann nur der Feuerwehr danken, dass diese Brände jedesmal so glimpflich ausgegangen sind und dass es keine Schwerverletzten gab. Aber es hat auch einen anderen Grund, warum das Wort "Brennpunkt" mir so im Kopf rumspukt. Lehe ist inzwischen ein sozialer Brennpunkt geworden und die Brände sind ein Zeichen dafür, dass hier im Stadtteil vieles schiefläuft. Lehe wird ausgegrenzt in Bremerhaven. Im Blog Fishtownblues konnte man vor kurzem lesen: "Warum wird Lehe und seine Geschichte ausgeblendet?Unter dem Stichwort Stadtgeschichte findet man unter den Stadtteilen nur Geestemünde, Wulsdorf und den Speckenbütteler Park."
Wenn das nicht typisch für unsere Stadt ist? Und wenn ich dann an die Worte der CDU denke, die ungefähr so waren: Uns könnte es eigentlich egal sein, ob wir in Lehe Wählerstimmen verlieren oder nicht, dort können wir sowieso keinen Blumentopf gewinnen.
Ja, wo leben wir denn eigentlich? Ist Lehe die Insel der Verlorenen? Dabei ist Lehe für mich und viele andere immer noch der schönste Stadtteil, in dem die schönen Häuser aus der Gründerzeit stehen. Und in keinem anderen Stadtteil ist kulturell soviel los wie in Lehe. Es leben viele verschiedene Kulturen miteinander und dass es dort zu Schwierigkeiten untereinander kommt, ist auch klar. Aber man tut zu wenig, um diesem Stadtteil einem Imagewandel zu unterziehen. Lehe hat mittlerweile den Ruf, dass nur Looser nach Lehe ziehen. Die Vermieter finden keine normalen Mieter mehr für ihre Häuser, denn normale Mieter ziehen eben nicht mehr nach Lehe. Lehe ist die "Bronx" von Bremerhaven.
Und hier müsste man ansetzen. Es müsste eine Stadtteilplanung her, die sich mit den Problemen auseinandersetzt und versucht, dass auch wieder ganz normale Bürger nach Lehe ziehen wollen und nicht nur die Gestrauchelten. Und dies geht meiner Meinung nach nur, in dem man Lehe wieder für die Bewohner interessant macht. Sei es durch zentrale Anziehungspunkte, was z.B. auf dem Kistnergelände möglich wäre oder durch Arbeitsplätze, die neu in diesem Stadtteil geschaffen werden. Wenn die Menschen, die hier wohnen Arbeit hätten, könnten sie ihre Miete selbst zahlen und ihren Lebensstandart anheben. Das ist die Spirale, die wir hier brauchen. Ansätze sind sicherlich schon gemacht, aber es reicht eben nicht aus. Ich wünsche mir, dass Lehe wieder zu einem Stadtteil wird, in den man gerne zieht, der interessant und lebendig ist und wo alle miteinander gut umgehen. Und dann wird es auch nicht so viele Brände mehr geben und das Wort Brennpunkt geht mir auch nicht mehr durch den Kopf.

Keine Kommentare: