Sonntag, 8. März 2009

Ein Ausflug mit den Eltern in die Vergangenheit

 

Lüdingworth, der Geburts- und Wohnort meiner Oma mit der alten Dorfkirche und dem kleinen Haus, in dem mein Vater und mein Onkel oft ihre Ferien verbrachten.

Lüdingworth

Lüdingworth zählt ebenso wie das benachbarte Altenbruch, mit dem zusammen es 1972 Cuxhavener Stadtteil wurde, zu den ältesten Gemeinden der Region. Schon 1229 wurde der Ort als Kirchspiel urkundlich erwähnt. Die Endsilbe »-worth« im Ortsnamen belegt, dass die ursprüngliche Ansiedlung auf Zeiten zurückgeht, in denen die Bevölkerung der Marschgebiete ihr Anwesen auf flutsicheren Hügeln, den sogenannten Wurten, anlegte. Auch heute noch ist die Wurt, auf derem höchsten Punkt die Kirche errichtet ist, gut zu erkennen.

Die Lüdingworther St.-Jacobi-Kirche ist in ihrem Inneren mit der vertäfelten und mit Bauernwappen bemalten Decke und den geschlossenen, besonders prächtig geschnitzten Priechen ebenso eindrucksvoll wie die St.-Nicolai-Kirche in Altenbruch. Von den vielen alten Kostbarkeiten des Lüdingworther Gotteshauses ist vor allem die hervorragend renovierte Antonius-Wilde-Orgel von 1598 erwähnenswert. Ein Fries mit 36 Bauernwappen außen an der Chorwand weist auch hier auf den Stolz und das Selbstbewusstsein der alten Bauernfamilien hin. Landwirtschaftliche Betriebe prägen bis heute das Ortsbild Lüdingworths.

Lüdingworth ist übrigens der Geburtsort des bekannten Geographen und Arabienforschers Carsten Niebuhr. 1733 wurde er in Lüdingworth-Westerende geboren. 1761 gehörte er einer Gruppe von Wissenschaftlern an, die im Auftrag des dänischen Königs den Orient besuchte, um die Länder des Alten Testamentes zu vermessen und zu erforschen. Carsten Niebuhr starb nach einem bewegten Reiseleben als dänischer Etatsrat und Mitglied zahlreicher gelehrter Gesellschaften 1815 in Meldorf/Holstein. In der Nordwand der Lüdingworther Kirche erinnert eine Gedenktafel und ein Denkmal an den bekannten Forscher und Wissenschaftler.
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Und hier noch etwas für alle, die Plattdeutsch verstehen:
De ole Bullerballer (Heinrich Egon Hansen)

Vor över tweehunnert Jahren, von 1761 bis 1767, höör Carsten Niebuhr (1733-1815) von'n Westerenn in Lüdingworth mit to'n lütte Expedition, de von den dänischen König in den Orient schickt worrn is. Niebuhr is as Eenziger von soss Gelehrte na fast söven Jahren wedder in de Heimat trüchkamen. Siene Beleevnissen hett he in dree beröhmte Böker as "Reisebeschreibung nach Arabien und andern umliegenden Ländern" vertellt.

De beste Geschicht von em hett aver eerst Hermann Allmers opschreven.

As Niebuhr nämlich bi so'n Scheich in Arabien to Besöök kummt, höört he den just mit'n Froonsminsch schimpen. Von den Striet op Arabisch kann de Gast nich veel verstahn. Man oplets bölk de Fro ganz vergrellt den Scheich an: " Du ole Bullerballer!" Niebuhr verjaag sik nich slecht. He sprung op, as wenn em 'n Ramm in't Been schaten weer. Dat kunn ja woll nich angahn! Plattdüütsch in'n Harem?! Aver meist noch mehr verfeer he sik, as he op siene Fraag: " Segg, mien beste Deern, wo büst du her?" de Antwort kreeg: "Ut Lüdingworth in Land Hadeln." Un daar keem se würklich her. Op een Schippsreis to ehren Broder na Surinam weer se unnerwegens von Seerövers snappt un den Scheich in Arabien as Sklaven verköfft worrn. -

Carsten Niebuhr aver schall jümmer, wenn he disse Geschicht later maal vertell, meent hebben: Nie nich in sien ganz Leven harrn em Wöör so an't Hart grepen as daarmals in dat Telt in Arabien de Fro ut sien Heimatdorp mit den futerigen Snack von den olen Bullerballer.
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2 Kommentare:

juwi hat gesagt…

Leeve Brigitte,

as ick dat jümmer wedder segg: De Welt is 'n Dörp.

Beste Gröte,
Jürgen

Anonym hat gesagt…

plattdütsch in arabien ;-)!
meine eine vizetochter verabschiedet sich am telefon mit tschüss, dabei ist sie palästinenserin und lebt in jerusalem.
gelernt hat sie es hier...