Armes Deutschland

Im ersten Moment dachte ich, das wäre ein nachgeschobener Aprilscherz, aber nachdem ich es gelesen habe, weiß ich, dass es ein ernstgemeinter Vorschlag ist. Wohin sind wir bloß gekommen? Jetzt sollen Arbeitslose oder Jobsuchende eine Erfolgsprämie bekommen, wenn sie sich dann mal um ihr Weiterkommen selbst kümmern. Das kann doch wohl nicht wahr sein. Dabei hatte ich gestern noch ein kleines durchaus positives Aha-Erlebnis. Ich war tanken und der Kassierer ein junger Mann aus Asien sagte nebenbei, dass er erst seit 2 Wochen hier in Bremerhaven wohnen würde. Und ich sagte dann überrascht: "Und dann haben Sie jetzt schon einen Job gefunden, toll". Seine Antwort war ganz spontan: "Das ist doch wohl das Erste worum man sich kümmern muss, wenn man irgendwo lebt, sonst geht das ja gar nicht". Eine andere Kundin, die das auch mithörte gab dann auch noch ihren Kommentar ab: "Das hört man aber selten, viele andere sehen das hier wohl anders". Soweit sind wir also schon, dass wir uns wundern, wenn jemand selbst aktiv wird und es als selbstverständlich ansieht, wenn er sich selbst einen Job sucht. Natürlich gibt es viele andere, die das Gleiche tun um einen Job zu finden und dann doch kein Glück haben, das will ich nicht in Abrede stellen. Aber es gibt eben auch viele andere, die es sich bequem gemachmt haben und nur warten, dass sich jemand um sie kümmert. Ich glaube nicht, dass Durchhalteprämien der richtige Weg sind, um Arbeitslose in Arbeit zu bringen. Jetzt werden natürlich viele sagen, ja, wenn es dann etwas bringt und die tatsächlich arbeiten gehen, dann ist doch schon mal viel Geld an Hartz IV gespart und eigentlich ist jedes Mittel recht, was zum Erfolg führt. Ich sehe das ein wenig anders und denke mit Geld ist nicht alles zu regeln. Wie wäre es denn mal mit Kursen, die diesen Menschen andere Wertvorstellungen vermitteln und sie wieder dazu bringt Eigenverantwortung zu übernehmen und Solidarität im Miteinander zu leben.