Samstag, 5. September 2009

Eindrücke eines Freundes vom Klimahaus


Die Freunde waren nicht so begeistert wie vom Auswandererhaus und schrieben mir folgende Kritikpunkte, die ich hier mal zur Diskussion stellen will:

"Hallo Brigitte,

hier mal ein paar Eindrücke aus dem Klimahaus, alle als JPEG, falls Du sie in Deinen Blog stellen willst. Wie schon gesagt, dass die Pflanzen fast alle künstlich sind, der unspektakuläre Übergang zwischen den einzelnen Ländern und die vielen Hintergrundgeräusche beim anhören der entspr. Kommentare waren nicht so doll; vielleicht sind die Erwartungen aber durch das tolle Einwandererhaus auch zu hoch gesteckt..."

Vielleicht sieht das ja jemand von meinen Lesern genauso oder anders. Dann bitte ich um Wortmeldung.

1 Kommentar:

juwi hat gesagt…

Hallo Brigitte,

"Unspektakuläre Übergänge" zwischen den Etappenzielen auf dem achten Längengrad kann ich überhaupt nicht bestätigen. Im Übrigen sind die klimatischen- und Lebensbedingungen an den ausgewählten Orten das Thema, und nicht die Reise dahin.

Ebenso wie ich sind auch die meisten anderen Besucher zum Beispiel beeindruckt vom Übergang zwischen der Antarktis und Samoa. Begleitet von einer Klanginstallation geht es über eine "Himmelstreppe" hinauf in die Atmosphäre. Im Himmel angekommen vermitteln Wand- und Deckenmalereien die typisch kitschige, europäische Idee des Paradieses, die man hierzulande auch mit dem Leben auf Samoa, dem Südsee-Paradies, verknüpft. Einen ersten Dämpfer versetzt hier der Energieglobus: Ein schwarzer Globus, auf dem entsprechend des Energieverbrauchs auf den Kontinenten kleine Lämpchen leuchten. Europa, Nordamerika und Australien sind sehr deutlich zu erkennen. Die Umrisse von Afrika und Südamerika sind bestenfalls zu erahnen. Diese Episode ist aber "schnell vergessen", wenn man weitergeht und auf die Himmelsbrücke unter einem künstlichen funkelnden Sternenhimmel kommt. Der Raum ist erfüllt von einer meditativen Klanginstallation. Am Rand der Brücke gibt es einige gepolsterte Bänke. Dort kann einen Augenblick Platz nehmen, und die "Atmosphäre" auf sich wirken lassen.

Deine Freunde störten sich an Geräuschen der Ausstellung? Ich störe mich auf der Himmelsbrücke gelegentlich an den "Geräuschen" lärmender Besucher beim Überqueren der Brücke, die damit der "Atmosphäre" ihren spektakulären Zauber nehmen. Aber damit muss man wohl leider leben ... - auch damit, dass vieles von Besuchern mutwillig beschädigt wird.

Am Eröffnungstag gab es im Klimahaus, bis auf diejenigen in den Terrarien in Sardinien, überhaupt keine echten Pflanzen zu sehen. Inzwischen machen sich die ersten Pflänzchen bemerkbar. In der Flusslandschaft in Kamerun wachsen zum Beispiel welche an den Rändern der Ufer und der künstlichen "schwimmenden Inseln".

In Samoa kommt man oben im Vulkangebirge an und geht bergab durch den Regenwald zum Strand. Um den Eindruck eines dichten Regenwaldes optisch darzustellen, sind die Wände dicht mit einem künstlichen Blätterteppich von Rankenpflanzen behängt. Dazwischen sind inzwischen die Blätter der ersten echten Rankenpflanzen zu sehen. Das feucht-tropische Regenwaldklima ist körperlich spürbar. Es duftet erdig und nach feuchten Holz. Aus dem "Wald" sind die Rufe der dort lebenden Tiere zu hören. Das Axel-Werner-Themenvideo ist mit samoanischer Musik unterlegt. Die Interview-Videos sind in der Landessprache zu hören. Über Ohrhöhrer kann man die deutsche Simultanübersetzung hören. Das ist ein Beispiel für die Geräusche, die natürlich überall zu hören sind, und die deine Freunde beim Abhören "der entspr. Kommentare" gestört haben. Diese Kritik kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Die Geräusche gehören zum Gesamteindruck. Beim Fernsehen im heimischen Wohnzimmer hört man schließlich auch die ortstypischen Hintergrundgeräusche des Straßenverkehrs vor dem Wohnzimmerfenster, ohne dass man sich ständig darüber aufregt: Die gehören eben zu unserem Leben dazu.

Im übrigen habe ich von einer Mitarbeiterin in der Ausstellung erfahren, dass sowohl die Pflanzen, wie auch die Tiere ihren neuen Lebensraum langsam in Besitz nehmen müssen, damit sich im Lufe der Zeit ein stabiles Gleichgewicht einstellen kann. Alles in allem könne der Prozess sich über ein gutes Jahr hinziehen. So beobachte ich zum Beispiel immer wieder, wie sich die Fische vor Samoa oder in Kamerun von einem zum nächsten Besuch wieder "vermehrt" haben. Viele der Tiere befinden sich noch in den Quarantänebehausungen außerhalb der Ausstellung.

Meinen ersten Eindruck vom Eröffnungstag kann gerne jeder in juwi's welt nachlesen: "In acht Stunden um die Welt" (juwiswelt.blogspot.com/2009/06/in-acht-stunden-um-die-welt.html).

Gruß,
Jürgen