Sonntag, 11. April 2010

Muss das denn nun wieder sein?

Heute im Sonntagsjournal zu lesen: "Kroschke stellt den Bürgerservice ein". Was dann kommt ist ein Artikel über einen erneuten Wechsel bei der Post und das, was viele schon gleich bei der Übernahme befürchtet hatten: Der private Dienstleister ist nicht mehr gewillt mit der Post zusammenzuarbeiten. Und was das für Lehe bedeutet kann man sich an fünf Fingern abzählen, nun fängt alles wieder von vorne an. Wer wird der neue private Dienstleister sein, wohin wird die Post umziehen und irgendwie weiß man schon im voraus, dass auch das auf Dauer nicht klappen wird. Ich denke da nur an die Aussage, die mal ein Kioskbesitzer gemacht hat, als er von der Post gefragt wurde, ob er sich eine Zusammenarbeit vorstellen könnte. Nee, sagte der, es reicht schon, wenn ich meine Kiosksachen im Auge behalten muss, wenn ich dann auch noch einen Geldautomaten hier stehen haben muss und Auszahlungen vornehmen muss, dann sind doch Überfälle und ähnliches vorprogrammiert. Den Ärger muss ich mir nicht noch zusätzlich einhandeln. Und so werden wahrscheinlich viele denken und es wird nicht einfach sein, hier eine Lösung zu finden. Bin gespannt wie das weitergeht.

Eine andere Meldung hat mich auch wieder nur erstaunt. Da heißt es doch tatsächlich, die Leherheider wünschen sich einen Vollsortimenter. Als wenn wir nicht genug grosse Supermärkte in der Stadt hätten und das Spadener Einkaufszentrum reicht doch nun wirklich für grössere Einkäufe aus. Merken die Leute dort nicht, dass sie so ihre Stadt immer mehr kaputt machen. Wir sind mit Vollsortimentern in Bremerhaven gut bestückt, auch wenn sie auf dem Gebiet von Niedersachsen liegen, aber was bringt es, wenn man diese dann durch die Konkurrenz kaputt macht und wieder Arbeitsplätze gefährdet und Gewerbegebiete ausblutet, die nun ja leider nun mal schon vorhanden sind. Wann endlich denkt unsere Gesellschaft um und erkennt, dass kleine Geschäfte in Reichweite der Wohnung auf Dauer mehr wert sind. Man muss endlich umkehren von der Zentralisierung aller Gewerbe und wieder kleine Gewerbebetriebe fördern und in der Stadt ansiedeln. Aber das sind wahrscheinlich nur Wunschträume. Es wird bei uns kommen wie in Amerika. Bald wird es keinen einzigen Laden mehr in der Stadt geben, nur große Einkaufs-Malls, zu denen lange Anfahrtswege sein werden, denn die jetzigen Einkaufszentren sind bald auch schon wieder zu klein und es werden immer größere entstehen. Ich kann mich gut an einen Urlaub in USA erinnern, wo ich stundenlang vergeblich in einer Stadt ein Frühstückslokal gesucht habe. Es war überhaupt kein Geschäft in der Stadt zu finden. Und wir werden das alle mitmachen, weil wir immer und überall nur dort einkaufen wo es am günstigsten ist, weil ja das Geld im Portemonnaie auch immer weniger wird. So ist es ein Teufelskreislauf und die paar Leute, die sich dagegen wehren und versuchen diese Entwicklung aufzuhalten, werden irgendwann auch auf der Strecke bleiben. Es ist wohl der Preis der Zeit.

1 Kommentar:

juwi hat gesagt…

Hallo Brigitte,

wenn der Preis der Zeit unser eigenes Grab ist, dass wir uns schaufeln, dann werde ich bestimmt nicht beim Graben helfen:

Nach langer Zeit war ich wieder einmal bei "Real Kauf" an der Pferdebade. Neben den gewohnten Kassen, haben die da jetzt auch Kassen, an denen keine Kassiererinnen mehr beschäftigt werden. Da scannen die Kunden selbst die Preise ihrer Waren ein und bezahlen mit einer Geldkarte an einem Automaten. Ich habe nicht gefunden, wonach ich dort gesucht habe. Aber wenn ich dort einmal wieder einkaufen sollte, dann nur solange, wie ich es dort an den Kassen mit Menschen zu tun habe, die dort das Geld für ihren Lebensunterhalt verdienen.

Zum Thema Leherheide, Niedergang des Einkaufszentrums und des Wochenmarktes augrund eines Gewerbegebietes an der Wilhelm-Leuschner-Straße, findest du einige Artikel in "juwi's welt". Letztlich sind das alles politische Fehlentscheidungen. Schließlich legt die Politik die Bebauungspläne fest. Also kann sie sich jetzt auch nicht damit herausreden, es seien Privatbesitzer, die ihr Grundstück an einen Supermarkt verhökern. Wenn der Bebauungsplan dort keinen Supermarkt zuließe, dann könnte der Privatbesitzer sein Grundstück dort vielleicht an einen Investor verkaufen, der dort ein Hotel bauen will, aber nicht an einen, der dort einen Supermarkt errichten will.

Den Wunsch der Leherheider nach einem Vollsortimenter (im Einkaufzzentrum Leherheide) kann ich allerdings gut nachvollziehen. Mitten in Leherheide-West, wo es früher jede Menge Läden gab, war am Ende nur noch das "Große Nichts". Ansonsten gibt es nur noch Aldi und Lidl in der Wilhelm-Leuschner-Str, wobei Aldi jetzt auf dem ehemaligen Julius-Leber-Platz, direkt neben dem eigentlichen Einkaufszentrum, neu baut. Rate mal, wie lange es noch dauern wird, bis in der Wilhelm-Leuschner-Straße eine neue Aldi-Ruine vor sich hingammelt.

Gegen das Einkaufszentrum in seiner Endzeit ist unsere Hafenstraße die große, weite Welt. Der letzte Markt im Zentrum schloss Ende letzten Jahres, nachdem er lange Zeit vergeblch um mehr Platz für einen größeren Um- und Anbau gebettelt hatte. Die Drohung, den Laden dort aufgrund von Platzmangel dicht zu machen, hat nichts genützt. Ende letzten Jahres hat er seine Drohung wahr gemacht. Leider waren die verdutzten Gesichter der verantwortlichen Politiker nicht in der Nordsee-Zeitung abgebildet. Aber ich kann sie mir auch so ganz gut ausmalen.

Woher ich meine Ansichten habe? ich bin in Leherheide aufgewachsen. Ich habe erlebt, wie Leherheide-West gewachsen ist. Meine Mutter wohnt in einer Eigentumswohnung in einem Neubau-Viertel in "Alt-Leherheide". Ich bin immer noch oft in Leherheide. Ich habe erlebt, wie das Moor gerodet wurde, um Platz für die Plattenbauten in der Ferdinand-Lassalle-Straße zu schaffen. Und ich habe erlebt, wie die Plattenbauten in der Ferdinand-Lassalle-Straße wieder abgerissen wurden. Stadtplanung ist etwas anderes, und mit Natur- und Landschaftsschutz hat das schon gar nichts zu tun.

Irgendwann, so fürchte ich, wird es der Stadtmitte mit Karstadt und uns in Lehe, mit den letzten der Mohikaner unter den Geschäften in der Hafenstraße, ebenso ergehen - es sei denn, die politischen Voraussetzungen ändern sich und es gibt ein wirkliches Einzelhandelsentwicklungsgutachen für Bremerhaven und die Ansiedlung von Kaufland auf dem Phillips-Field ist endgültig vom Tisch!

Gruß,
Jürgen