Donnerstag, 19. August 2010

Loslassen - gar nicht so einfach!

Seit ein paar Tagen haben wir eine neue Pflegerin, die unsere Familie bei der Pflege meiner Mutter unterstützt. Sie ist eine freundliche Frau und sehr nett und lieb im Umgang mit meiner Mutter. Zuerst dachte ich, oh ja, jetzt habe ich endlich mehr Zeit für mich und plante schon einmal drauf los, was ich jetzt alles in meiner neu gewonnenen Freizeit machen könnte. Ganz zurückziehen, das wollte ich mich nicht, aber ein bisschen mehr mich meinem Leben widmen, das schon.
Aber es ist gar nicht so einfach! Ich erwische mich, dass ich Angst habe, den sehr engen Kontakt zu meiner Mutter zu verlieren. Ob sie es wohl merkt, dass ich nicht mehr immer bei ihr bin und was empfindet sie dabei? Wie geht es meinem Vater dabei?  Auch für ihn ist es eine Umstellung und wahrscheinlich auch nicht ganz so einfach. Um in den ersten Tagen nicht dauernd als Kontrollfreak bei den dreien aufzutauchen und der Pflegerin auch ein bisschen Zeit zum Einleben zu geben, bin ich vorgestern nur kurz und gestern gar nicht zu meinen Eltern gegangen. Aber wie gesagt, leicht fällt es mir nicht. Und was ich dabei immer wieder merke, ist,  dass es mir doch auch ganz schön viel gegeben hat, diese viele Zeit, die ich mit ihnen verbracht habe.
Nun muss ich wohl selbst auch üben, mich ein bisschen zu befreien. Aber heute gucke ich wieder bei ihnen vorbei und wenn es nur zum Kaffeetrinken ist:). Und so ein bisschen Kontrolle kann ja auch nicht schaden, oder?

8 Kommentare:

GZi hat gesagt…

Nein, Loslassen ist nicht einfach... Ich bin Einzelkind, meine Mutter und mein Vater waren es auch. Ich habe meine Großmutter gemeinsam mit meiner Mutter gepflegt, weil meine sie es alleine - selbst mit Hilfe der Diakonie - allein wegen ihrer eigenen Krankheit nicht konnte und weil es für uns selbstverständlich war, dass meine Großmutter bis zum Schluss zu Hause bleibt. Später war es genauso mit meiner Mutter, die lange schwer chronisch krank war. Nun lebe ich auf einem Grundstück mit meinem 82-jähirgen Vater und bin auch mehrmals täglich kurz bei ihm, um nach dem rechten zu schauen. Ich finde das schön und normal, wenn man sich kümmert und kümmern kann, denn das ist ja auch ein Privileg und keinesfalls selbstverständlich...!

Dies und Das vom Neckarstrand hat gesagt…

Nein, Brigitte, loslassen ist sehr schwer. Auch dann, wenn man weiß, daß es notwendig ist.
Warum willst Du Dich selbst kasteien, indem Du Dich rarmachst?
Geniesse das Kaffeetrinken oder eine Mahlzeit doch mit Deinen Eltern. Es ist sehr schnell zu spät und dann macht man sich Vorwürfe.
Liebe Grüße
Irmi

Cloudy hat gesagt…

Zum Wohle des Menschen, des besonders Hilfebedürftige ist diese Art von Loslassen sicher die richtige Entscheidung, auch wenn es schwerfällt.
Das heißt ja nicht, man kümmert sich nicht mehr, sondern gibt notwendige Hilfe in Form von Pflege in professionelle Hände. Das ist nicht nur in vielen Fällen unabdingbar, sondern aus pflegerischer Sicht auch zwingend notwendig, es sei denn man selbst hat entsprechende Erfahrung und genügend Zeit...

Sei lieb gegrüßt
Kvelli

Träumerle Kerstin hat gesagt…

Liebe Brigitte, es ist schon ein beruhigendes Gefühl, wenn die Dame recht nett und vertrauenswürdig erscheint. Alle müssen sich umgewöhnen, mit der Zeit werdet ihr sicher ein eingespieltes Team. Ich kann mir gut vorstellen, dass Du Dich an diese neue Situation erst gewöhnen musst, sicherlich manchmal neugierig oder ängstlich bist, ob alles zur Zufriedenheit verläuft und die Dame auch ganz lieb und nett in schwierigen Situationen bleibt.
Ich wünsche euch allen, dass dies ein guter Schritt war und keiner sich Vorwürfe machen muss.
Ganz langsam kommst Du zum Luft holen, bloß keine Gewissensbisse aufkommen lassen! Du bist doch immer noch für sie da.
Liebe Grüße von Kerstin.

Birgit hat gesagt…

Sei froh und glücklich über jede Minute - einerseits bei Deinen Eltern andererseits mit der "gewonnenen" freien Zeit.
Ich beneide Dich - meine Eltern haben sich vor 4 Jahren von mir getrennt - als absoluter Familienmensch für mich unverständlich und ich musste in Therapie. Ich weiß noch nicht einmal, ob meine Eltern noch leben! Jetzt habe ich meine Tiefpunkte nur ein paar Mal im Jahr - meist an Feiertagen oder Geburtstagen - so wie im Moment.
LG
Birgit

Weserkrabbe hat gesagt…

@ alle lieben Kommentatoren: Heute war ich kurz drüben bei den Eltern und dann hab ich mir meinen Vater geschnappt und habe eine Sight-Seeing-Tour mit ihm durch Bremerhaven gemacht. Er war vorher noch nicht auf der Aussichtsplatform des Sail-City-Hotels und im Mediterraneum war er auch noch nicht. Wir haben es beide genossen.

Und nun gute Nacht
Brigitte

Elke hat gesagt…

Liebe Brigitte,
du musst ja nicht im eigentlichen Sinne loslassen, das kommt später. Aber wenn es dir ein bisschen mehr Freiheit gibt, ist das doch schön. Andererseits ziehst du dich ja auch nicht ganz zurück, also musst du dich nur an die veränderten Umstände gewöhnen. Und wenn die Pflegerin ein Gewinn für euch ist, dann wird es dir auf Dauer auch nicht schwer fallen - da bin ich sicher.
Lieben Gruß
Elke

Weserkrabbe hat gesagt…

@Elke: Liebe Elke, danke Dir für Deine lieben Worte und Du hast ja Recht und ich weiss das auch, aber Du weisst ja, manchmal ist Kopf, Bauch und Herz nicht auf einer Linie.
Aber ich übe und wie gesagt, ich bin ja nicht aus der Welt, sondern auch immer wieder bei ihnen. Und an die neu gewonnene Zeit muss ich mich auch erst gewöhnen. Ist aber auch schön, wenn man so ab und zu tun und lassen kann, was man will.
Dir einen schönen Abend
liebe Grüsse
Brigitte die Weserkrabbe