Donnerstag, 21. Oktober 2010

Frisch auf den Müll - unsere Verschwendungs- und Überfluss- Gesellschaft

Gestern lief spätabends ein Film im TV, der uns zeigte wie verschwenderisch wir mit unseren Lebensmitteln umgehen. Über 100 Joghurtsorten müssen heute in den Supermärkten jeden Tag vorrätig sein. Wir müssen heute satte Menschen hungrig machen, früher mussten wir hungrige Menschen satt machen, so ein Sprecher in der Sendung. Die Supermärkte schaffen Bedürfnisse, die eigentlich gar nicht bestehen, sondern die täglich neu kreiert werden.
Die Supermärkte produzieren jährlich zwichen 500 und 600 Tonnen Abfälle. Sie könnten ihr Angebot ändern, indem sie ihr Angebot auf die tatsächliche Nachfrage umstellen. Aber  die Verschwendung von  Lebensmitteln  fängt schon auf dem Acker an. Bei den Kartoffeln z.B. werden die ganz dicken und die ganz dünnen gleich aussortiert und weggeschmissen. Insgesamt werden 40-50 % aussortiert. Es werden Kriterien angelegt, die ernährungstechnisch nicht zählen, sondern die für's Auge wichtig sind. Neuer Trend in den USA. Es werden Einkaufsgemeinschaften gegründet. CSA, so nennen sich diese Einkaufsgemeinschaften und es sind inzwischen über 2.500, mit hunderttausenden von Mitgliedern beziehen direkt vom Farmer ihre Lebensmittel ohne Zwischenhandel. Und auch hier gründen sich inzwischen sogenannte Food-Coops, Einkaufsgemeinschaften, die z.B. nur in einem Bioladen einkaufen. In Österreich schmeisst ein Haushalt im Jahr durchschnittlich 100 kg Lebensmittel weg. Das wird bei uns nicht viel anders sein. Das macht in Österreich im Jahr ca. 400 € für einen Haushalt. Wenn man das hochrechnet, wären es in Deutschland jährlich umgerechnet bis zu 20 Milliarden Euro, die in der Mülltonne landen.  Das entspricht etwa dem Jahres-Umsatz von Aldi. Um konkurrenzfähig zu sein, produzieren die Bäcker z.B. jeden Tag 10-20% mehr als der Bedarf ist und dieser Überschuss landet dann auch in der Tonne.
500.000 Tonnen Brot werden jährlich in den Müll geschmissen. Man könnte davon Heizpellets machen, so eine Idee der Weiterverwendung. Man könnte dann etwa ein Atomkraftwerk sparen. Aber ist das nicht pervers? Man produziert Brot zuviel und verwendet dann die Überreste als Heizpellets. Besser als Wegwerfen, aber keine effiziente Müllvermeidung. Mit etwas mehr Sparsamkeit könnten wir das Klima deutlich verbessern. Wenn wir unseren Müll um die Hälfte reduzieren würden, könnten wir einen entscheidenden Beitrag zur Klimaverbesserung leisten. Viele Bauern in den armen Ländern wird das Land weggenommen, weil grosse Konzerne damit ihre Obstplantagen vergrössern . Bei uns landen dann viele von diesen importierten Früchten im Müll, während sich die Bauern dort nicht einmal im Jahr ein Stück Fleisch zum Essen leisten können. Die Lebensmittel, die in Europa und in den westlichen Ländern jedes Jahr weggeworfen werden, würden den Hunger in der Welt 3mal abschaffen.

4 Kommentare:

GZi hat gesagt…

Abartig und gruselig, das Ganze, oder? Ich habe die Doku auch gestern bei mir angekündigt. Sie lief ja als Auftakt zur ARD-Themenwoche vom 23.-29. Oktober mit dem Thema Essen ist Leben. Ich habe da auch Links eingestellt... falls Du/Ihr gucken mögt: http://gzi-notiert.de/2010/10/20/ard-themenwoche-essen-ist-leben/

Waldameise hat gesagt…

Oh, wie schrecklich sind all diese Informationen. Die Doku habe ich nicht gesehen, aber andere. Ich frage mich schon immer, wie kann es sein, dass die Supermärkte immer randvoll mit frischer Ware sind. Und alles in Hülle und Fülle bis Ladenschluss. Für mich war das immer so unrealistisch, denn zu DDR-Zeiten kannte man nur kleine Läden, in denen es nur das nötigste gab. Und verhungert bin ich auch nicht. Im Gegenteil, auf ein Stück Schokolade konnte man sich so richtig freuen, denn es war nicht selbstverständlich. Bei Obst und Gemüse war es allerdings sehr traurig, dass man seinen Kindern nicht genügend davon bieten konnte. Aber dieses andere Extrem, wie wir es heute haben, das ist einfach nur krank. Ja, es ist pervers, vorallem, wenn man daran denkt, wie viele Menschen auf dieser Erde noch hungern müssen.

Liebe Brigitte, ganz lieben Dank für deine lieben Zeilen in meinem Blog. Du findest immer die richtigen Worte, so, dass ich mich gut fühle. Danke dafür.

Liebe Grüße an dich,
Andrea

Anonym hat gesagt…

Salut Brigitte,
Bei uns wird nichts weggeworfen: Obst und Gemüseabfälle wandern auf den Kompost, Apfelsaftflaschen werden gespült und wiederverwertet seit fast 20 Jahren. Altes Brot trocknen wir für die Schafe und wenn es ganz trocken ist, freut sich das Pferd.Die Kinder wurden in dem Sinn erzogen. Auch wenn ich selber keinen Krieg und keinen Mangel erlebt habe,so zeige ich meinen Respekt vor der Kreatur doch indem ich versuche nicht zuviel zu kochen damit nichts übrigbleibt. Ich vertrage es schlecht, dass ein Tier getötet wird damit ich später sein Fleisch wegwerfe. Ich glaube jeder kann in seinem kleinen Kreis viel beitragen. Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist und in dem Sinn : schönes Wochenende mit respektvollem Umgang mit den Ressourcen.

juwi hat gesagt…

Hallo Brigitte,

ich hatte erst bei dir erfahren, dass der Film gezeigt wurde. Zur Sendezeit hatte ich schon im Bett gelegen. Über diese Themen kann gar nicht genug gesprochen werden. Da landet tonnenweise Brot auf dem Müll, und am Wochenende geht’s dann in die Kirche … – schließlich wir sind ja alle gute Christen, Leitkultur und so, und beten dann: “… und unser täglich Brot gib’ uns heute …”, während gleichzeitig unzählige Menschen irgendwo in der Welt an Hunger sterben.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir schon einmal etwas über den Film "We feed the world" erzählt habe, aber immer wenn ich mit Leuten über Themen wie Hunger, gesunde Ernährung, Vermeidung unnötiger Transporte, globale Verteilung der Nahrungsmittelresourcen oder das Dickicht international miteinander verflochtener Weltkonzerne ins Gespräch komme, empfehle ich diesen Dokumentarfilm des Östereichers Erwin Wagenhofer. Nachdem ich den das erste Mal gesehen hatte, war ich erst einmal wie vor den Kopf geschlagen, und ein tiefes Gefühl der Ohnmacht gegenüber den Machenschaften weltweit vernetzter Multinationaler Konzerne hatte mich für einige Tage fest im Griff.

Den Film gibt es auf DVD zu kaufen und er ist auch online bei Google-Video zu sehen:

video.google.com/videoplay?docid=-7738550412129841717

Einen guten Artikel zu dem Film mit einem kurzen Video dazu habe ich gerade bei den Momos gesehen:

www.die-momos.de/blog/?p=1270

Gruß,
Jürgen