Vor zwei Tagen sah ich beim Einkaufen eine Mutter, die ihr kleines Kind (ein Mädchen ca. 2 Jahre) dermassen zusammenschrie und regelrecht ins Auto schmiss, so dass ich nicht anders konnte, als dahin zu gehen und ihr zu sagen, dass es nicht in Ordnung wäre, so mit dem Kind rumzuschreien. Die Frau war richtig ausgerastet und hörte gar nicht auf zu schreien. Sie erwiderte, dass mich das nichts anginge. Als ich dann wieder ein paar Meter entfernt war, fing das ganze wieder von vorne an und sie schrie das Kind weiter so laut zusammen, dass ich es weit entfernt immer noch hörte. Ich also wieder dahin und habe mich demonstrativ vor das Auto gestellt und wieder gefragt, warum sie das mache. Nun wurde sie richtig zornig, kam aus dem Auto heraus, als wollte sie auf mich losgehen und schrie und zeterte, jeder würde die Probleme mit seinen Kindern anders regeln und sie täte es dann eben so und ich sollte endlich abhauen. Ich erwiderte zwar, dass man mit Reden mehr bewirken würde, aber sie war richtig ausgerastet und setzte sich wieder ins Auto, während ich noch sagte,wenn das nicht aufhören würde, würde ich das Jugendamt verständigen. Diese junge Frau war meines Erachtens völlig überfordert mit der Erziehung eines Kindes.
Mir ließ das den ganzen Tag und die Nacht darauf keine Ruhe. Ich mußte immer an dieses kleine Mädchen denken und die traurigen Augen, die mich ansahen. Als ich dann am nächsten Tag das Jugendamt im Landkreis Cuxhaven anrief, um meine Beobachtung zu schildern, fragten die mich natürlich gleich nach dem Namen der Frau. Den hatte ich natürlich nicht, aber ich hatte mir das Autokennzeichen gemerkt. Ich bekam natürlich die Antwort, na ja da könnte man dann wohl nichts machen und als ich antwortete, man könnte schon, wenn man nur wollte, wurde auch die Dame am Telefon pampig und verwies mich an eine andere Dame, die aber dann ständig besetzt war. Nach etlichen Versuchen gab ich es dann auf, weil ich auch das Gefühl hatte, man war gleich schon auf Abwehr eingestellt. Ja nicht noch mehr Arbeit und schon gar nicht auf so einen Hinweis hin. Da müsste man ja aktiv werden und den Halter oder die Halterin des Kfz über die Polizei herausfinden usw..
Mir tut dieses kleine Mädchen weiterhin unendlich leid und ich fühle mich irgendwie hilflos, weil ich es nicht ändern kann. Ausserdem macht es mich wütend auf diejenigen, die so unbedacht Kinder in die Welt setzen und dann damit nicht klarkommen und auch auf die Behörden, die aus welchem Grund auch immer, nicht solchen Hinweisen auf den Grund gehen, sei es aus Trägheit oder Arbeitsüberlastung.
11 Kommentare:
Liebe Brigitte,
ich bin furchtbar stolz auf dich. Denn das Wegschauen ist eigentlich die Regel hier. Ich finde es wirklich toll, dass du der Frau einfach gesagt hast, dass ihr Handeln falsch ist. Das mit dem Jugendamt wundert mich jedoch gar nicht. Das kenne ich aus der Praxis. Die nehmen Familien Kinder weg, die durch Unterstützung schon weiter gekommen wären und beachten Hinweise nicht, wo's wichtig gewesen wäre. Es ist einfach schlimm... Dennoch gib' nicht auf, bleib' bei deiner Linie und achte dennoch immer darauf, dass du dich nicht in Gefahr begibst. Im schlimmsten Fall kann man mit einem 110 Anruf sehr viel bewirken.
Was aus der Kleinen wird, weiß ich nicht. Vermutlich eine traurige Super Nanny Geschichte, die ihren eigenen Kindern gegenüber auch aggressiv wird und dann irgendwann Hilfe braucht. (Das wäre ja noch gut, die Wenigsten holen sich Hilfe) ... Das ist normalerweise der Kreislauf.
Gibt es beim Landkreis vielleicht auch eine Ideen- und Beschwerdestelle, an die Du Dich wenden könntest? Hier in der Stadt gibt es so etwas seit einiger Zeit. Dorthin würde ich eine schriftliche Untätigkeitsbeschwerde senden - mal schauen, ob die Dame vom Jugendamt dann immer noch die Arbeit verweigert.
Liebe Grüße und bravo fürs Einschreiten - ich habe vorletzte Woche auch erst einen Jungen vom Treten anderer Kinder abgehalten und mir anschließend einen Anschiß seiner Mutter abgeholt :-(
Petra
Norbert aus Maintal dazu,
liebe Brigitte ich kann Dich nur be-
wundern mit Deiner Hartnäckigkeit. Du hast aber auch viel Glück dabei gehabt, denn wenn Du Dich vors Auto stellst und damit das Wegfahren ver-
hindern willst ist das " NÖTIGUNG ". So wurde es mir mal von der Polizei erlärt. Mir ist es nämlich mal so passiert und ich bin knapp einer An-
zeige entgangen. Ich hätte in Deinem Fall sofort die polizei angerufen damit diese sich darum kümmert. Jetzt machst Du Dir noch lange Zeit Gedanken ob nicht noch etwas Schlimmeres mit dem Kind geschicht. Stimmt es nicht ?
Aber Wegschauen ist noch schlimmer.
Gruß Norbert
@Norbert: Ich habe an der Seite gestanden, sie hätte also schnell wegfahren können, aber sie wartete noch auf ihren Mann. Als der aber kam, habe ich noch kurz überlegt, ob ich dem auch was sage, aber dann habe ich doch das Weite gesucht. Man weiß ja nie, ob der nicht dann auch ausrastet. Die Polizei anrufen hätte auch nichts genutzt, denn bis die gekommen wären, wäre sie schon längst weggewesen.
lieben Gruß
Brigitte
Liebe Brigitte,
das jast du gut gemacht - auch wenn es dem Kind nicht viel geholfen hat. Was die Damen beim Jugendamt angeht: Haben die vielleicht Vorgesetzte, an die du dich wenden könntest? "... na ja da könnte man dann wohl nichts machen ..." ist genau die Haltung, die dazu führt, dass Kinder den Misshandlungen Erwachsener schutzlos ausgeliefert sind.
Gruß,
Jürgen
Genau so ein Fall wurde neulich bei uns in der Zeitung geschildert. Da hatte sich jemand an die Polizei gewandt, weil er beobachtete, wie ein Mann ein kleines Mädchen anschrie, es ins Auto stieß und weiter schimpfte.
Ich finde es richtig, dass Du Dich weiter gewandt hast. Vielleicht solltest Du der Polizei davon erzählen und die könnten dann die Halterin dem Jugendamt mitteilen. Ist natürlich alles umständlich, aber wenn es hilft!
Liebe Abendgrüße von Kerstin.
Völlig richtig gemacht, Brigitte, und mutig dazu! Man darf da auch nicht einfach zuschauen. Das kleine Mädchen kann einem Leid tun.
Ich kann in solchen Fällen ziemlich massiv werden und auf dem Jugendamt hätte ich den Vorgesetzten sprechen wollen. Es wird immer viel zu viel abgewartet, ob man das auch von Gesetzes wegen tun kann. Oft ist es dann ja zu spät.
Du jedoch hast richtig gehandelt, ich nenne das Zivilcourage!
Lieben Gruß, Brigitte
Salut Brigitte,
Ich muss natürlich ein b-mol reinbringen: als Mutter weiss ich auch dass ein Kind einen zur Verzweiflung bringen kann, dass man es manchmal an die Wand klatschen möchte und es doch NICHT TUT. Wenn dann jemand mit dem moralischen Zeigefinger kommt und sagt, du, du, du hättest gar kein Kind bekommen sollen wenn du hier so rumtobst, dann kommt Freude auf. Du hättest auch der Frau Deine Hilfe anbieten können, indem du sie gefragt hättest, wie du ihr helfen kannst, was sie denn so zornig macht. Dann hätte sie vielleicht ihren ganzen Frust dir erzählt und das Kind wäre entlastet gewesen. So warst du in meinen Augen "sinnlos" tapfer und das Kind hat hinterher noch mehr Ärger gehabt.
@)Gaby: ich glaube schon, dass ich ein bisschen Menschenkenntnis habe. Diese Frau hätte mir auch bei einem Hilfsangebot den Stinkefinger gezeigt. Die war einfach ausgerastet und hat nur noch rot gesehen. In dem Moment waren alle ihre Feinde. Beim ersten Mal war ich ja auch noch ganz freundlich.
lieben Gruß
Brigitte
Ich nenne sowas auch Zivilcourage und finde es tolle, dass du hingestanden bist und nicht einfach nur zu oder gar weggeschaut hast!!
habe aber eben auch den Kommentar von Gaby gelesen und denke auch dass die Mutter überfordert war - resp. ist... aber eben das sind Geschichten, die meist schon, wie Sherry schreibt, bespielweise bei diesem armen Mädchen anfangen und oft weitergegeben werden!
Finde deinen Post und die daraus entstandene Diskussion sehr spannend.
Merci
Wünsche dir einen guten tag
♥-lich Brigitte
@smilla und @weserkrabbe: ich bin wirklich kein Partisan fürs Wegschauen, habe mir deswegen auch schon öfter die Schnauze verbrannt. Ich glaube nur dass man mit dem erhobenen Zeigefinger das Problem der Uberforderung nicht löst. Wir leben nun mal in einer nicht sehr kinderfreundlichen Umwelt.
Beispiel: vor langer Zeit in einer griechischen U-Bahn, ein völlig überdrehtes Kleinkind schreit lauthals und alle Männer (es waren nur Männer rundherum) bemühten sich, das Kind zu beruhigen, es war eine Kollektivaufgabe sozusagen. Das Kind war so verdutzt (es war ein deutsches, also so ein Kümmern nicht gewohnt), dass es sofort aufhörte zu schreien und sich an seine Mutter kuschelte und in dem Moment auch einschlief. Hier wird ein Kind als ein exotisches Hobby seiner Mutter angesehen und nicht als Teil der Gesellschaft.
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