Freitag, 13. Januar 2012

Ein unvergeßlicher Theaterabend

Das "Piccolo Teatro" Bremerhavens erstes und einziges Zimmertheater gibt es erst seit Mai 2011, aber nach meinem heutigen ersten Besuch ärgere ich mich fast, dass ich dieses wunderschöne Kleinod bisher noch nicht für mich entdeckt hatte. Als ich vor ein paar Tagen in der Zeitung wieder einmal einen Bericht über das kleine Theater las und sah, dass es das Stück "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran" nur noch einige Male aufführen würden, stand es für mich fest, da musste ich hin, denn die Geschichte des Monsieur Ibrahim war schon lange eines meiner Lieblingsbücher. Theater kann ja soooooo schön sein. Schon als meine Freundin und ich in das Theater betraten, waren wir von der gemütlichen Atmosphäre total überrascht. Eine kleine Bar, einige kleine Tische mit bequemen Stühlen drumherum und vorne die Bühne. Schnell ein Glas Wein geholt, Erdnüsse standen auch schon auf den kleinen Tischen und dann ging es los. Um jetzt hier nicht nochmal den ganzen Inhalt des Stückes wiederzugeben, hole ich einen Artikel aus dem Archiv der Nordsee-Zeitung und stelle ihn hier nochmal rein, weil ich es besser auch nicht wiedergeben könnte:

"Moses kriegt es gut gebacken

Schauspieler Michael Schories zeigt im Piccolo Teatro „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran

Von Georg Ahrens

Bremerhaven. Kein Stuhl ist mehr frei im Piccolo Teatro. Die Besucher sitzen an runden Tischchen, haben ein Weinglas vor sich – eine fast familiäre Atmosphäre. Dann kommt auch noch der „Room Service“.

Ein unauffälliger, freundlicher Mann verteilt Oliven in kleinen Schälchen. Als alle versorgt sind, springt er auf die Bühne und sagt: „Als ich elf Jahre alt war, habe ich mein Schwein geschlachtet und bin zu den Nutten gegangen.“
Der Mann mit dem Fingerfood ist Schauspieler Michael Schories. Mit seinem ersten Satz sind wir mittendrin Geschichte von „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ von Eric-Emmanuel Schmitt, die 2003 mit Omar Sharif in der Titelrolle verfilmt wurde.
Unter der Regie von Roberto Widmer erleben wir dieselbe Geschichte, ein paar Nummern kleiner, aber intensiv. Die Geschichte mit dem geschlachteten Sparschwein widerfährt im Rückblick dem jüdischen Jungen Moses. Er wird von seinem depressiven Vater, „einem Rechtsanwalt ohne Fälle und ohne Frau“, wie ein Sklave gehalten. Da Moses auch für den Haushalt zuständig ist, kauft er ein – im vollgestopften Laden des weisen Monsieur Ibrahim.
Ständig unterwegs
Michael Schories könnte seinen Monolog auch von der Bühne herunter spielen, aber er ist ständig unterwegs. Mal geht er mitten ins Publikum, dann an die kleine Theke – liegt dort etwa sein Spickzettel? – und dann wieder auf die Minibühne.
Dabei erzählt er, wie ihm eine alte Nutte – „sie war 22“ – gezeigt hat, wie man Liebe macht: „Ich war ein Mann, getauft zwischen den Schenkeln einer Frau.“ Als sein Vater ihn verdächtigt, ein Dieb zu sein, meint er, wenn man ihn schon des Klauens bezichtigt, dann könne er es auch tun. So klaut er bei Ibrahim regelmäßig Hundefutter, um es seinem Vater als Hammelragout vorzusetzen.
Während er weitererzählt, bindet sich Schories eine Schürze um, rollt fachgerecht einen vorbereiteten Teig zu Fladen aus und backt sie in einem kleinen Form auf der Bühne zu dünnen Broten. Man ahnt es schon, auch die werden von ihm nun unter dem Publikum verteilt. Welche Rolle Brigitte Bardot in der Geschichte spielt, warum Moses schließlich von dem alten Mann adoptiert wird und was es mit den Blumen des Korans auf sich hat, soll hier noch nicht verraten werden. Nur so viel: Die Zuschauer erlebten eine pointenreiche Geschichte, gespickt mit feinem Humor, mit überraschenden Wendungen und einem traurigen, stimmungsvollen Ende, zu dem sogar das Licht heruntergedimmt wurde.
Vorgetragen von einem hervorragenden Michael Schories, der in nie langweiligen, pausenlosen 90 Minuten eine großartige Leistung bot. Hingehen, es lohnt sich – und es gibt Fladenbrot. Immer um die Besucher besorgt: Während er seine Geschichte erzählte, rollte Michael Schories im Piccolo Teatro Teigfladen aus, buk sie und verteilte sie anschließend im Publikum."

Quelle:
NZ veröffentlicht am 19.09.2011





Ich kann nur jedem Bremerhavener und auch jedem Besucher unserer immer schöner werdenden Stadt einen Besuch dieses Piccolo Teatros empfehlen.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Toll jetzt kannst du dir gleich das Abo besorgen ; ) Sowas würde mich auch hinreissen!!!!
Ich mochte sowohl das Buch wie den Film....
Wünsche dir einen gemütlichen Tag
♥-lich Brigitte

Anonym hat gesagt…

Salut Brigitte,
ich habe das Buch gelesen und fand es so gut (ist banal ausgedrückt), ein Buch oder Theaterstück was heutzutage auch noch jeder Politiker lesen sollte und wenn er es auch noch verstünde wären alle ein Stück weitergekommen ;-)

Brigitte hat gesagt…

Das ist so spannend und anregend geschildert, dass man glaubt, unverzüglich dort hin zu müssen!

Lieben Gruß, Brigitte