Da sage nochmal einer, unsere Jugend will nicht lernen. Auch ich habe das des Öfteren schon beklagt, weil wir bei den Pisa-Umfragen immer derart schlecht abgeschnitten hatten. Heute wurde ich eines Besseren belehrt. In Bremerhaven sind die Schüler auf die Straße gegangen, um für mehr Bildung zu protestieren und mehr Lehrer einzufordern, da zuviel Unterricht an den Schulen durch Lehrermangel ausfällt. Finde ich Klasse und ich weiß nicht, ob wir in unserer Jugend so etwas gemacht hätten. Wir waren dann doch eher froh, wenn Stunden mal ausfielen und die Lehrer nicht zum Unterricht kamen.
Es war aber auch eine andere Zeit damals. Es war noch nicht so schwer nach der Schule einen Ausbildungsplatz zu finden oder auch mit schlechteren Zeugnissen einen Job zu finden und den ein Leben lang zu behalten, wenn man das wollte und damit zufrieden war. Heute sindt Flexibilität und die Bereitschaft für immer neue Herausforderungen Voraussetzungen, um überhaupt an einen Job zu kommen. Man muss quasi bereit sein, überall auf der Welt zu arbeiten, braucht um Friseur zu werden schon das Abitur und sich im Job mit dem Erreichten zufrieden zu geben, das geht schon mal gar nicht. Man muss immer nach Höherem streben, Stillstand ist Rückschritt.
Ich kann mich noch gut an meine letzten Arbeitsjahre erinnern. Da wurde auch jedes Jahr ein Leistungsgespräch geführt und wenn man nicht bereit war, sich weiterzuentwickeln und sich immer neuen Herausforderungen zu stellen, dann war man schnell ein sogenannter "red circle candidate", d.h. man wurde bei weiteren Beförderungen nicht mehr berücksichtigt und ziemlich schnell auf das Abstellgleis geschoben. Zufriedenheit im Job war nur kurzfristig gefragt und so etwas wie Erfahrung im Berufsleben wurde irgendwie immer unwichtiger. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich nur die Anfänge dieser Entwicklung mitbekommen habe. Mir hat mein Job immer Spass gemacht und ich hatte auch keine Probleme bis zum Schluss. Und dafür bin ich dankbar, denn heute möchte ich nicht mehr unbedingt berufstätig sein, weil doch immer mehr Druck auf die Berufstätigen ausgeübt wird und viele Jobs, die eingespart werden, nicht mehr neu besetzt werden. Meine Nachfolgerin war eine junge Frau, die gerade ihre Ausbildung beendet hatte und irgendwie hat auch sie den Job gemeistert. Man muss sich halt von dem Glauben freimachen, es ginge ohne einen nicht mehr weiter. Nein, es es geht weiter, nur anders und die Geschäftsergebnisse sind zur Zeit auch nicht schlechter geworden, nur die Zufriedenheit der älteren Mitarbeiter ist nicht mehr so wie früher. Die Jungen haben es ja gar nicht anders kennengelernt und die müssen damit klarkommen ob sie wollen oder nicht.
Also, ich finde es toll, wenn die Jugend für mehr Bildung demonstriert und wir sollten uns da anschließen und sie dabei unterstützen. Nur so kann es in eine gute Zukunft weitergehen. Ohne Bildung gibt es keine Zukunft und ohne Bildung gehst Du in der Welt nirgendwo hin.
2 Kommentare:
Das Wichtigste überhaupt, das ist Bildung! Und ich werde da immer unterstützen, wenn es möglich ist. Prima, dass die Jugendlichen das machen!
Die Arbeitswelt ist alles andere als ganz toll. Sind wir doch mal ehrlich: Wir hier in Deutschland arbeiten inzwischen so billig, dass z. B. die Belgier Arbeiten nach Deutschland auslagern, weil sie in Belgien viel zu teuer sind. Was für eine Politik betreiben wir hier eigentlich, Mindestlohn, Zeitverträge etc., Zeitarbeit, wenn unsere Minister meinen, dass das ganz toll ist, dann haben sie sich ja geschnitten. Aber, das ist alles berechnet, denn so stehen wir in der EU ganz super da. Wenn uns das mal nicht einen Strick dreht eines Tages!
Dass man ersetzt werden kann, das ist klar. Ich hatte gar kein Problem damit. Gearbeitet habe ich sehr gerne und auch sehr viel. Die Jungen haben es heute nicht mehr so leicht. Ständig schwingt das Schwert der Kündigungen und der Verlagerungen über einem. Mir tun sie leid. Ich hätte unserer Jugend was besseres gewünscht!
Dir liebe Grüße und ein schönes Wochenende, Brigitte
Salut Brigitte,
Ich gebe Dir auf der ganzen Linie Recht. Schlimmer, ich glaube, dass nicht einmal mehr die Bildung ein Plus darstellt. Je höher qualifiziert, umso dünner die Luft! Unsere Wirtschaft kommt mittlerweil besser OHNE Menschen aus, hat man den Eindruck. Der Faktor Mensch ist nur noch ein Störfaktor, diese Dynamik gefällt mir nicht.
Kommentar veröffentlichen