Montag, 3. Oktober 2022

Der Bilbao-Effekt

Heute habe ich mit einem Freund telefoniert, der sich gerade auf Mallorca befindet und der mich fragte, warum ich in letzter Zeit so wenig hier poste. Na ja, die Antwort ist eigentlich ganz leicht. Ich habe hier schon so viel geschrieben, dass ich manchmal das Gefühl habe, schon alles gesagt oder geschrieben zu haben. Mit dem Fotografieren ist es genauso. Seitdem ich nicht mehr so viel verreise oder auch hier in Bremerhaven unterwegs bin, meine ich, schon alles sehenswerte fotografiert zu haben. Dass das natürlich nicht so ist, weiß ich auch, aber manchmal gehen einem auch die Ideen und Inspirationen aus und dann dauert es eben ein bisschen länger bis ich hier mal wieder etwas schreibe. Trotzdem ist es schön, dass es manchen Menschen auffällt, das gibt einem das Gefühl doch vermißt zu werden. Ja und nun habe ich gerade wieder etwas im TV gesehen was mich zum Nachdenken anregt. Ich frage mich mal wieder, warum kommen immer andere Städte auf tolle Ideen und Bremerhaven tritt eigentlich so ein bisschen auf der Stelle. Ich höre schon ein Aufbegehren, nein das ist nicht so. Wir hatten doch gerade den deutschen Schifffahrtstag mit vielen Schiffen und vorher die maritimen Tage mit vielen Windjammern hier, die alle in einer tollen Parade einliefen. Stimmt, dadurch kommen auch viele Besucher in die Stadt, aber der Spuk ist auch nach ein paar Tagen wieder vorbei und das müßte man ändern. Und nun habe ich gerade einen Bericht über Bilbao und den Bilbao-Effekt im TV gesehen und denke dann sofort. Warum passiert so etwas immer woanders? Warum kommen unsere Stadtoberen nicht mal auf die Idee hier aufregende Bauten und Anziehungspunkte anzusiedeln. Bilbao war vor 20 Jahren eine Stadt ohne Zukunft. Wer konnte zog woanders hin und der Rest dümpelte so vor sich hin. Und dann geschah folgendes: Durch die gezielte Aufwertung der Stadt durch spektakuläre Bauten von Architekten kam es zum sogenannten Bilbao-Effekt. Der so genannte Effekt lässt sich relativ simpel zusammenfassen und gleicht einem Märchen mit besonders schönem Happy End: Im Jahr 1991 beschließt die Solomon R. Guggenheim Foundation zusammen mit der baskischen Regierung ein Museum in der zur damaligen Zeit wirtschaftsschwachen Stadt Bilbao zu errichten. Der amerikanischen Architekten Frank Gehry erhält den Auftrag, der zu dieser Zeit bereits das Vitra Design Museum zu seinen Projekten zählen konnte. Die einstige Skepsis von Fachleuten und Einwohnern der Stadt über den gigantischen Entwurf des Gebäudes verwandelte sich bereits mit der Eröffnung im Jahr 1997 in Begeisterung. Das Museum verhalf der Stadt zu einem unvorhersehbaren Aufschwung. Durch diesen Museumsbau wurden auch andere Architekten inspiriert ihre Bauten moderner und spektakulärer zu entwickeln und so ging es weiter bei den Stadtplanern, die nun endlich den Mut hatten, neue Wege zu beschreiten. Bilbao nahm einen deutlichen Aufschwung. Warum ich darüber schreibe? Weil ich finde, dass unsere Stadtväter auch mal wieder neue Wege beschreiten könnten. Ja, das Auswanderer-Haus und das Klimahaus waren gute Ansätze, aber es könnten langsam mal wieder neue Ideen kommen. Man hätte das alles schon längst mit den Bauten am neuen Hafen machen können, anstatt hier einfach nur eine Reihe von Legobauten hinzustellen. Jetzt hätte man mit dem Neubau auf dem Karstadt-Gelände die Gelegenheit etwas tolles modernes hinzustellen, aber ich befürchte hier kommt genauso ein Legohaus hin wie die übrigen. Mensch Leute, es gibt so tolle Archtitekten holt die doch einfach mal nach Bremerhaven. Laßt Euch einfach mal etwas einfallen wie man diese Stadt aus seinem Sumpf herausholen kann. Ich bin es leid immer wieder überall zu lesen, dass Bremerhaven überall an letzter Stelle steht.

2 Kommentare:

Heiko hat gesagt…

Hallo Brigitte, zuerst ein herzlicher Gruß von Malle Can Pastilla, hier lässt es sich bei 25 Grad und Sonnenschein sehr gut aushalten.
Zum Beitrag. Leider haben unsere Häuptling keine Visionen in Sachen Stadtplanung. Ich denke hier insbesondere an das Goethequartier. Vor Jahren wurden hier Konzepte, gemeinsam mit hunderten Bürgern, entwickelt. Eine weitere Maßnahme mit sehr viel Teilnahme war die Aktion Aufwind. Umgesetzt wurde bisher kein Projekt..hier denke ich auch an die Tonnendachhalle auf dem Kistnergelände. Stillstand.
Aber - dann kommt ein Herr Petram und schon reagiert und spurt die Politik. Meine Zustimmung findet das Werftquartier nicht. Ich stelle mir die Frage wo sollen die Bewohner herkommen.
Weiterhin wer finanziert die Infrastruktur, z.B. hunderte Meter neuer Kajen. Am 24.05.22 sind Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung und zur Bürgerschaft. Eine Wette - wenn 3 Parteien zur Koalition nicht ausreichen dann werden es halt 4 Parteien. Hauptsache die SDP bleibt stärkste Partei...oder werden es doch die BÜRGER IN WUT, stärkste Partei.

Mr. Frank hat gesagt…

Moin Moin: Bravo about the Bilbao-Effekt Kommentar und den Nachtrag von Heiko. Erinnerungen auf Tage meiner 45-jährigen Tätigkeit in der Entwicklungsbranche für Einkaufszentren. Die Abenteuer meines Lebens und ehemalige Weggefährten. Ich habe Frank Gehry zum ersten Mal getroffen, als ich bei der Rouse Company in Columbia, Maryland, beschäftigt war und wo er auch unseren Hauptsitz der Rouse Company entworfen hat. Später in 1978 arbeitete ich eng mit ihm zusammen an unserem Santa Monica Place Projekt. Es war dann auch eine Zeit, in den wir mit der Neuentwicklung großer amerikanischer Innenstädte oder, wie wir es nannten, städtischen Revitalisierungsprojekten begannen. Unser Festival-Marktplatzkonzept wurde entwickelt, um städtische Gebiete durch Entwicklungen zu beleben, die Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants und kulturelle Räume zu verbinden, und oft in sanierten historischen Gebäuden. Faneuil Hall in Boston, Harbor Place in Baltimore, The Grand Avenue in Milwaukee, The South Street Seaport in NYC und The St. Louis Station sind repräsentativ dafür. Alle Projekte erhielten Steuergutschriften und waren zu diesem Zeitpunkt die teuersten U.S Projekte, das für die Gutschrift in Frage kam.

Nun zurück zur unser nüchternen Bremerhavener Realität: Meiner Meinung nach scheint Oberbürgermeister Melf Grantz das Problem zu sein. Dann aus Gewohnheit und aus Mangel an Kreativität nur immer wieder zu den alten Vorgehensweisen zurückkehren? Zum Jahreswechsel im WK äußerte Grantz: "Wir wollen inhaltlich partizipieren." Schon wieder eine eindeutigige politische Rhetorik. Grantz ist der Sohn eines Politikers und hat nie die große Bereitschaft gehabt, starke Männer und Frauen an seiner Seite zu platzieren. Welchen wesentlichen Beitrag hat Citymanagerin Claudia Bitti bisher geleistet? Sicherlich war die Kleinstadt Lüneburg nicht der beste Ausbildungsplatz (job-training ground) für Bitti und botet ihr ein fettes Rolodex mit wichtigen und landesweiten ‘Big-City’ Geschäftskontakten und uneingeschränkten zugang nach Entscheidungsträgern? Nun seit September ihr Ladengeschäft in der „Bürger“ 75 ist geräumt. Nord 24 reported das Bitti bat um Verständnis, dass sie über die Hintergründe nichts Genaueres sagen könne. Und schon wie berichted als Bürger geht der Stolz auf die Heimatstadt langsam flöten.

Können Stadtväter auch mal wieder neue Wege beschreiten? "Selten!" Politicians in diesen Tagen have become a liability! Grantz ist eindeutig und wird nie ein politischer Unternehmer sein? Politische Unternehmer sind Menschen, die Ideen und Innovationen hervorbringen. Für viele in Bremerhaven perhaps steht Grantz vielleicht schon viel zu lange am Ruder und schläfte dabei ein. Politische Unternehmer sind Einzelpersonen, die etwas aus dem Nichts aufbauen, um gesellschaftliche Probleme anzugehen, und sich mit Gruppen anderer qualifizierter Menschen zu umgeben um auf die großen Herausforderungen zu reagieren und das Wissen, dass ein starkes Bedürfnis nach Veränderung besteht. Unternehmertum wird am häufigsten von den seltenen Personen verkörpert, die ein Unternehmen von Grund auf zu einem globalen Giganten aufbauen. (Zuckerberg, Musk, Huffington und Wang) Was sie alle eint, ist, dass sie Geschäftsentwicklung und Dienstleistungen anbieten, die die Probleme anderer Menschen lösen. Daher muss Bremerhaven seine Wege bei der Gewinnung und Entwicklung neuer Unternehmen ändern. Neue Industry Development und Strategien zu erfinden und eine neue politische Philosophie entwickeln. Das Schwierigste ist natürlich, einen solchen politischen Unternehmer zu finden? Wer wäre bereit, wenn auch qualifiziert, den Schritt zu wagen und Bremerhaven auf einen neuen Kurs zu führen? Herr Moritz Schmekies (Das kleine Wunder von Lehe) stellte fest vom Goethequarter: “Das Problem sind ja nicht die Leute, die schon hier sind. Das Problem sind die Leute, die nicht hier sind.” In kurz Bremerhaven muss total wirtschaftlich offen gemacht werden und dafür braucht es einen business person oder Political Entrepreneur an der Spitze.