Das ist zur Zeit in vielen Medien eine interessante Diskussion, nicht zuletzt aus dem Grund, weil es sich bei der Alkoholfahrt von Frau Käßmann ja auch um eine Privatfahrt handelte. Die "Bunte" wurde letztens angegriffen, weil sie sich einer Agentur bediente, die damit beschäftigt war, Affären, außereheliche Kinder und Betrug und Lügen von prominenten Politikern aufzudecken.
Die Chefredakteurin Patricia Riekel war hier der Meinung, dass es durchaus für den Bürger wichtig wäre, zu wissen, was da hinter den sogenannten verschlossenen Türen geschieht. Der gleichen Meinung ist auch Beate Wedekind in ihrer wöchentlichen Kolumne im European, allerdings mit der Einschränkung, dass man sich dieser Agentur nicht hätte bedienen sollen. Recherche sei immer noch ureigenste Aufgabe der veröffentlichenden Redaktion und wenn man sich schon einer Agentur aus Sparsamkeitsgründen bedienen müßte, dann hätte man eben auch hier im Vorfeld schon besser recherchieren müssen.
Nachdem ich dies gelesen hatte, habe auch ich mich gefragt, ist es richtig, wenn man private Fehltritte von prominenten Mitbürgern veröffentlicht oder geht uns das Privatleben dieser Personen wirklich nichts an? Meine Meinung zu diesem Thema ist folgende:
Wenn diese Personen im öffentlichen Leben eine sogenannte Vorbildfunktion haben, dann sollten sie auch bemüht sein, ihr privates Leben so zu gestalten, dass sich öffentliches und privates Leben nicht unbedingt widersprechen. Es kann also nicht sein, dass ein Politiker einer sog. christlichen Partei nebenher seit Jahren eine außereheliche Affäre mit einem außerehelichen Kind hat und nach außen hin als der Saubermann der Nation auftritt. Hier finde ich, hat die Gesellschaft schon ein Recht über das Verhalten dieses Mannes informiert zu werden, denn hier herrscht ein krasser Widerspruch. Öffentlich Saubermann, privat Ehebrecher und Fremdgeher, wie man aus den Medien erfuhr. Genauso sehe ich die Alkoholfahrt von Frau Käßmann. Sie hätte in ihrer Position einfach ein Taxi nehmen müssen, soviel Einsicht und Handlungsfähigkeit muß ich einer Bischöfin einfach abverlangen. Eine Privatangelegenheit wäre es natürlich in beiden Fällen, wenn die Vorbildfunktion wegfiele, aber in diesen Fällen ist sie nun mal gegeben. Und, daß Menschen Fehler machen, ist nur menschlich und auch verständlich, aber dann müssen sie die Konsequenz ziehen und sich aus der Vorbildfunktion verabschieden, das heißt sie müssen von ihrer Position zurücktreten. Dieser Schritt wurde von Frau Käßmann dann ja auch (vorbildlich) gemacht, während sich unser gar nicht so sauberer Politiker sich weiterhin als Saubermann der Nation aufspielt.
1 Kommentar:
Hallo Brigitte,
also: Mir ist die ganze Diskussion so langsam zuwider. Genau wie jeder andere Bürger in diesem Land, haben auch Prominente ein Recht auf ihre Privatsphäre. Basta! Diesen ganzen Schmuddelblättern geht es doch nur um ihre Auflage. Wenn die nicht mindestens jeden zweiten Tag einen "Skandal" aus dem Privatleben irgendeines Prominenten oder eines noch so entfernten Nachkommen blaublütiger Vorfahren aus dem Hut zaubern können, dann haben sie Angst um ihre Auflage.
Und wenn du einmal zufällig zur falschen Zeit die Flimmerkiste einschaltest, und dann auch noch aus Versehen auf den falschen Programmknopf drückst, dann wirst du feststellen, dass die Schlammschlachten weit unterhalb der Gürtellinie bei vielen Privatsendern inzwischen zum Standardprogramm gehören. Es ist noch gar nicht so lange her, da haben die Leute hierzulande deswegen voller Abscheu mit Fingern auf die Sender in den USA gezeigt. In Ermangelung einer ausreichenden Anzahl prominenter Opfer, begnügen die Privatsender sich schon seit langem mit mit Privatpersonen, die sich vor laufender Kamera gegenseitig angeifern. Im Gegensatz zu den ausspionierten Prominenten machen die sich aber freiwillig zum Affen. Selbst wenn denen für so etwas noch so viel Geld geboten wird: Die verkaufen damit ihre Würde. Schlimm finde ich nur, dass die Schmuddelblätter und die sogenannten Talkshows auch noch Leser und Publikum finden.
Ich sehe darin einen massiven Werteverfall in unserer Gesellschaft. Und darüber mache ich mir größere Sorgen, als um das zweigleisige Liebesleben irgendeines Politikers.
Gruß,
Jürgen
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