Sonntag, 9. Mai 2010

Zehn Seiten aus meinem Leben - Ein Fortsetzungsroman? - Seite 2

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„ Sie reden alle nur von Frieden und von mehr Toleranz“
drang es weiter an mein Ohr. Ja, das stimmte und ich verspürte sofort wieder die Wut , die in mir hochkam, wenn ich diese Begriffe hörte. Reden, das können sie alle, aber danach handeln, daran fehlte es. Ich will mich selbst dabei gar nicht ausschliessen. Auch ich musste feststellen, dass mein Toleranzpegel ein ganzes Stück weit nach unten gesackt war, seitdem ich wieder in Bremerhaven lebte. Immerhin gilt Bremerhaven als die ärmste Stadt der Bundesrepublik und das ist ganz besonders in dem Stadtteil zu spüren, in dem ich nun lebe. Aus dem ehemals schönsten Stadtteil ist inzwischen fast ein Ghetto geworden. Die höchste Arbeitslosenquote und eine sehr hohe Ausländerquote prägen das Bild dieses Stadtteils und das nicht gerade vorteilhaft. Dabei war es früher mal das schönste Viertel von Bremerhaven und im Grunde ist es das noch immer. Die Hafenstrasse war früher quasi die Prachtstrasse. Hier machte man abends einen Schaufensterbummel und nur hier gab es die schönen Gründerzeit-Häuser mit den prachtvollen Fassaden. Und Kneipen gab es in Bremerhaven. Bremerhaven hatte damals die meisten Kneipen in der Bundesrepublik. Das weiss ich noch aus meiner Taxifahrerzeit, denn für die Prüfung musste ich die alle kennen. Und das will ich wieder haben. Ich will nicht zulassen, dass man meinen Stadtteil niedermacht.
Spontan kam mir die Studentenzeit wieder in den Sinn. Um mir in den Semesterferien etwas Geld zu verdienen, hatte ich die verschiedensten Jobs angenommen. Heino, ein alter Schulfreund, der im Hafen als Schiffsmakler tätig war, besorgte mir den ersten Job. Er wusste von meinem Traum, mal als Funkerin zur See zu fahren, genau wie mein Onkel. Aber der hatte mir das schon früh ausgeredet, Frauen an Bord, das war nicht gern gesehen bei den Seeleuten. Aber mir war das egal, ich war ausser mir vor Freude, als er eines Tages mit der Nachricht kam, dass ich während der Ferien auf einer der Englandfähren als Aushilfe arbeiten konnte.

Morgen geht es weiter und wer Lust hat, schaut vorbei.

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