Donnerstag, 13. Mai 2010

Zehn Seiten aus meinem Leben - Ein Fortsetzungsroman? Seite 6

-->
Warum denn nicht so eine Geschichte an den Oberbürgermeister der Stadt schicken und an die Stadtteilkonferenz in Lehe, die sich doch sehr für den Stadtteil engagierte? Gesagt, getan!
Die Mail war schnell verfasst mit ein paar netten Worten, warum ich ihm diese Geschichte schickte und ob er sich nicht mal zu dieser Idee äussern könnte. Das gleiche wurde an die Stadtteilkonferenz geschickt, auch mit der Bitte um Rückäusserung. Vom Oberbürgermeister bekam ich sehr schnell eine Antwort. Er fände diese Idee ganz gut und sicherlich auch für
Lehe interessant. Ich sollte mich doch mal nach einem Investor umschauen, der so ein Konzept verwirklichen könnte und mich dann wieder bei ihm melden. Na ja, was hatte ich auch anderes erwartet? Das er Luftsprünge machte und begeistert meinem Konzept zustimmte und mir antwortete: Ja klar, das ist es, was wir dort machen müssen. Immerhin kostete so ein Projekt ja auch eine Menge Geld und die Sanierungskosten für das Gelände wären auch nicht ohne, da dort vorher ein Kalksandsteinwerk war und dieses nicht ohne schädliche Abfallstoffe gearbeitet hatte. Dieses müsste alles erst bereinigt werden, ehe man dort etwas Neues installieren könnte. Aber wo ein Wille, da ein Weg, dachte ich
immer noch. Irgendwie müsste es doch möglich sein, die Öffentlichkeit dafür zu interessieren, dass auf diesem Gelände, was ja eigentlich ein Sahnestück im Viertel ist, etwas Neues sich entwickelt, das zum positiven Imagewandel des Stadtteils beitragen könnte. Von der Stadtteilkonferenz hörte ich gar nichts. Aber ich bin ja stur in manchen Dingen. Also ging ich zum nächsten Treffen der Stadtteilkonferenz und fragte dort, ob meine Mail nicht angekommen sei, oder warum ich nichts gehört hätte von ihnen. Ach, eine Markthalle, das wäre nichts für Lehe, antwortete mir damals einer der Sprecher. Dafür wäre Lehe nicht geeignet. Dort müsste ein normaler Supermarkt hin, damit die Leute ihren täglichen Bedarf einkaufen könnten und so eine Markthalle würde sich sicher nicht halten können. Und eine Lösung gab es damals auch schon, denn in einer der
nächsten Treffen wurde ein Projekt vom Oberbürgermeister auf dem Gelände vorgestellt, das so abschreckend war, dass man nur den Kopf darüber schütteln konnte. Es sollte ein weiterer Aldi, Lidl oder Plus dort entstehen, als wenn wir nicht schon genug davon hätten. Nein, dass hatte das Kistner-Gelände nicht verdient. Ich musste mir etwas anderes einfallen lassen. Also stand ich bei einer der nächsten Sitzungen auf, erzählte, dass ich diese Lösung des Ob’s für ganz schrecklich hielt und dass ich die Idee hätte, dass dort eine Markthalle entstehen konnte.
Zuerst war die Reaktion ein bisschen zaghaft, aber dann als ich vorschlug, man könnte doch eine Projektgruppe „Markthalle“ gründen und gucken, ob diese Idee oder eine andere der Bürger nicht zu verwirklichen wäre, gab es Zuspruch und die Gruppe wurde gegründet. Zum Glück waren auch einige professionelle Stadtplaner im Publikum und die fanden meine Idee gar nicht so schlecht und stellten sich gleich als Mitbegründer mit zur Verfügung. Toll, nun konnte wenigstens etwas in Angriff genommen werden, wofür es sich zu kämpfen lohnte. So glaubte ich es damals wenigstens.
Es ging auch gut los, wir trafen uns, es war eine grosse Gruppe so um die 20 Leute, die mitarbeiten wollten und wir beschlossen, die Sache gross anzugehen. Die Stadtplaner hatten da ja schon einige Erfahrung und nahmen die Zügel gleich in die Hand, was natürlich auch für mich von Vorteil war, hatte ich doch bis dato gar keine Erfahrung in diesen Dingen. Von diesem Moment an, ging es richtig los. Wir hatten viele Artikel in der Zeitung und bald war die Markthalle in aller Munde. Ein Open-Space sollte dazu stattfinden. Unter diesem Begriff versteht man eine Methode um
Besprechungen oder Konferenzen zu strukturieren. Die Teilnehmer geben eigene Themen ins Plenum und gestalten dazu je eine Arbeitsgruppe. Es können bis zu 2000 Teilnehmer an so einer Veranstaltung teilnehmen, aber wir rechneten mit höchsten 100. Und diese Methode eignet sich dazu, eine Bürgerbeteiligung zu organisieren. Und das war es ja, was wir wollten. Wir wollten unsere Meinung als Bürger für dieses Gelände kundtun. Es sollte nicht nur allein nach dem Willen der Politik gehen, nein wir Bürger wollten mitbestimmen. Die Tagung lief auch sehr gut und als Ergebnis kam heraus, dass die Mehrheit der Leute für eine Markhalle waren. Nun musste nur noch ein Investor her und das stellte sich als sehr schwierig raus. Es meldeten sich zwar Investoren für das Gelände, die auch interessante Möglichkeiten boten, aber so eine richtige Markthalle war nicht dabei. Und, man merkte, die Politik wollte unsere Beteiligung nicht. Deshalb ignorierte sie unsere Vorschläge und mit der Zeit gelang
es ihnen auch, das Interesse der Investoren und der Bürger einzustampfen. Das Gelände wurde zwar international zum Kauf ausgeschrieben, aber man hörte nichts mehr von der weiteren Entwicklung. Schade, aber da sieht man mal wieder, dass die Politik nicht wirklich an einer Bürgerbeteiligung interessiert ist, zumindest nicht, wenn sie andere Pläne hat.
Trotzdem, nur wenn man etwas tut, so ist meine Auffassung, kann man auch etwas verändern. Nur mit Reden oder Nichtstun, kann keine Veränderung vonstatten gehen. Also Ärmel hochgekrempelt und mit neuen Ideen und viel Power gegen solche Machenschaften angehen. So hatte ich jedenfalls damals gedacht, so müsste es gehen. Doch da hatte ich mich gewaltig getäuscht.

Und Morgen geht es weiter ........

Keine Kommentare: