Freitag, 14. Mai 2010

Zehn Seiten aus meinem Leben - Ein Fortsetzungsroman? Seite 7


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„Sie machen alle so auf cool und die Eitelkeit tanzt“,
schallte es weiter aus dem Schlafzimmer, während ich das Frühstück für mich und meine Katzen herrichtete. Ja, da ist was dran, dachte ich. Auf cool machen, das ist heute angesagt. Jeder kümmert sich nur um seinen ureigenen Kram und um seine Bedürfnisse. Die Ellenbogen raus und wer sich in den Weg stellt, den stoße ich weg. Das ist die Devise heute!
Ja ja, ist ja gut, ging es mir weiter durch den Kopf. Ich schere damit wieder einmal alle über einen Kamm, aber es nervt mich auch zunehmend mehr, diese Einstellung. Ich weiß schon, dass es auch viele andere gibt, die nicht so denken und die viel dafür tun, um Dinge zu verändern und anderen zu helfen. Aber es sind nicht genug, dachte ich weiter. Über allem schwebt immer mehr die Gier, die Macht und die Ignoranz. Ich habe keine Lust, mich dem zu beugen, aber was kann man machen?
Meine Projektgruppe hatte nicht viel gebracht, das konnte man heute so sagen. Der Supermarkt wurde zwar nicht auf dem Gelände gebaut, aber auf einem anderen auch traditionsreichen Gelände, sollte nun der geplante Supermarkt entstehen. Und nichts, gar nichts schien die Machtpolitiker davon abhalten zu können, dieses Projekt in ihrem Sinne umzusetzen. Man hatte 5000 Unterschriften bei der Bevölkerung gesammelt, die gegen
dieses Projekt stimmten. Stadtteilkonferenzen wurden zu dem Thema abgehalten, die Presse und das Fernsehen eingeschaltet und böse Leserbriefe geschrieben. Und was hatte es gebracht, nichts, rein gar nichts. Die Politik wollte dieses Supermarkt-Projekt mit allen erdenklichen Mitteln durchsetzen.
Was läuft da bloss im Hintergrund, dachte ich. Und nicht nur ich dachte so, viele hatten schon ihren Verdacht geäußert, dass bei dieser Sache nicht alles mit rechten Dingen zugehen könnte. Sie hatten dieses sogar öffentlich in Leserbriefen geäußert, aber auch das war an den Politikern abgeprallt. Und diese Ignoranz war es, die mich so wütend machte.
Ich verstand es einfach nicht, wie man als Politiker so abgebrüht sein kann, dass man die Bedenken von vielen tausenden Bürgern mit einer Geste der Gleichgültigkeit einfach wegwischt. Man sah es auf ihren Gesichtern eingemeißelt: „Was schert mich der Bürgerwille, wir setzen unseren Willen doch durch!“.
Es konnte einen wirklich mürbe machen und zu dieser Art von Coolheit bringen, die da im Song beschrieben wurde, aber immer wenn ich fast soweit war, den Kopf auch in den Sand zu stecken, dann keimte sie wieder auf, meine alte Kampfeslust.
So einfach gab ich nicht auf. Das war noch nie so gewesen bei Dingen, die mir wichtig waren.
Mir kam die Zeit in Regensburg in den Sinn. Dort hatte ich studiert und dabei die schönste Zeit meines Lebens verbracht, mal abgesehen vom Studium selbst. Dort war ich kämpferisch gewesen. Zwar nicht unbedingt bei meinem Studium, was mir im Nachhinein vielleicht auch nicht geschadet hätte, aber das war Schnee von gestern. Wichtiger für mich war, dass ich bei der Frauenrechtsbewegung in den frühen siebziger Jahren aktiv dabei war. Das hat mich geprägt, dachte ich, als ich den heissen Morgenkaffee trank.

Morgen geht es weiter ........

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