Es hatte mich immer schon geärgert, dass Frauen in allen Schichten der Gesellschaft benachteiligt waren und als Alice Schwarzer die Führung der deutschen Frauenrechtsbewegung übernahm und über den kleinen Unterschied schrieb, war ich fasziniert von der Power und der Intelligenz dieser Frau. So entschloss ich mich, bei dieser Bewegung mitzumachen. Ich war zwar nicht ganz so radikal wie einige meiner Mitstreiterinnen, aber ich merkte schon bald, mit seichten Worten würde man nicht viel erreichen. Da musste man schon mehr tun.
Gewalt war aber noch nie mein Ding und darauf zielte die Frauenbewegung auch nicht ab. Spielte doch Gewalt in vielen Familien und gerade den Frauen gegenüber eine große Rolle im Alltag. Aber eben diese alltägliche Gewalt wollten wir bekämpfen und beseitigen und das war nur gewaltlos möglich. Eine Weiterentwicklung konnte nur so stattfinden, ansonsten wäre es eine Rückbesinnung auf die alten Methoden gewesen, die da wären „Auge um Auge oder Zahn um Zahn“. Diese Kampfmethoden kannten wir nur zu gut von den Männern und das wollten wir auf gar keinen Fall wieder aufleben lassen. Also wurde gewaltlos gekämpft und wir waren uns einig, die Männer müssten zwar bekämpft werden, aber wir müssen es intelligent tun. Ausserdem wollten wir ja schliesslich die Gleichberechtigung erreichen und keine Vorherrschaft der Frauen.
Und wieder kam mir eine Zeile des Liedes in den Sinn, das ich nun schon den ganzen Morgen hörte.
„Für die Hoffnung, die uns trägt ist es niemals zu spät“
Ja, Hoffnung hatte ich immer noch. Und noch ein Spruch kam mir in den Sinn: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und so ist es auch, irgendwo gibt es immer einen Weg, der einen weiterführt. Stillstand, ist ein schlimmer Zustand. Hey, das ist ein guter Spruch und sogar auf meinem Mist gewachsen, dachte ich, aber so empfand ich das auch. Nein, klein beigeben war noch nie meine Sache. Duckmäusertum und Feigheit, das waren Eigenschaften, die ich hasste, wobei ich Feigheit in manchen Lebenslagen sogar verstehen konnte. Aber wenn jemand zu feige war, seine Meinung zu sagen oder sie zu vertreten, dann hatte ich dafür fast nie Verständnis. Das hatte ich von meiner Mutter gelernt. Sie und auch mein Vater hatten mich zu einer selbstständigen und auch selbstbewussten Frau erzogen, obwohl das nicht immer einfach zu leben war. Aber dafür, dass die Eltern mir diese Eigenschaften mit auf den Weg gegeben hatten, bin ich immer stolz und dankbar gewesen.
Die Sonne kam nun immer mehr zum Vorschein und ich beschloss, den heutigen Tag damit zu verbringen, dass ich einige Dinge herausfand. Dinge über mich selbst und Dinge, die mich beschäftigten. Und auch das hatte wieder etwas mit dem Lied zu tun, was ich immer und immer wieder hörte.
„ Wer bist Du und wer bin ich und wer bringt uns zum Licht?“
Mensch, was dieses Lied alles in mir auslöst, dachte ich schmunzelnd.
Aber es waren diese Sätze darin, die mich schon immer beschäftigt hatten. Und auf einmal heute Morgen beim Aufwachen war mir klar geworden, dass ich mal ein paar Dinge für mich ordnen musste.
Und Morgen geht es weiter .......
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