Sonntag, 16. Mai 2010

Zehn Seiten aus meinem Leben - Ein Fortsetzungsroman? Seite 9

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Wer bist Du und wer bin ich, das waren zum Beispiel solche Fragen, denen man vielleicht mal auf den Grund gehen sollte. Oh Gott, jetzt geht es an die Psyche, dachte ich, vielleicht sollte ich mir davor lieber noch ein Croissant gönnen, denn ob es mir hinterher noch schmeckt, ist die Frage. Aber wie war das vorhin noch, Duckmäusertum und Feigheit? Sollte ich nun selber zu feige sein, mir diese Fragen zu stellen?
Ich wollte diese Fragen beantworten und zwar weil sie wichtig waren in Bezug darauf, ob ich meine politischen Aktivitäten weitermachen sollte oder nicht. Machte es Sinn für eine Sache zu kämpfen und wenn ja, warum sollte man es und warum sollte ich es?
Machte ich das vielleicht aus Geltungssucht, suche ich Anerkennung, die ich sonst vielleicht nicht bekäme oder was ist sonst der Grund dafür, dass ich mich immer wieder in alles einmische?
Sind es wirklich die Ungerechtigkeiten dieser Welt, die mich dazu bringen, meine Klappe nicht zu halten oder fühle ich mich gebauchpinselt, wenn ich meinen Namen in der Zeitung lese und von anderen höre, dass sie die Sachen gut finden, die ich mache. Ich ging kurz in mich. Nächste Frage: Muss das eine das andere ausschliessen? Also wenn ich ehrlich bin, kann ich nicht sagen, dass es mir unangenehm ist, wenn ich meinen Namen in der Zeitung lese und ich finde es auch gut, wenn ich Anerkennung und Zustimmung für meine Aktivitäten erhalte. Aber der eigentliche Grund für alles was ich tue, ist doch meistens erst einmal die Wut, die mich immer dann packt, wenn ich etwas ungerecht finde.
Und wieder kam mir eine Zeile des Liedes in den Sinn:
Wo ist die Liebe, wo ist die Liebe?
Und natürlich war auch das ein Grund dafür, dass ich mich einmische. Ich finde, dass die Gesellschaft lieblos geworden ist. Keiner kümmerte sich mehr um den anderen, alle hecheln nur dem Geld hinterher und alles was zählt ist Macht und Besitz. Und die Liebe wo bleibt die? Ja, die bleibt auf der Strecke. Hierbei handelt es sich natürlich um die Nächstenliebe, aber da war sie auf einmal wieder, die Psyche. Hach, jetzt habe ich dich! Du machst das alles nur, weil Du keinen Partner hast.
Dir fehlt die Liebe und deshalb musst du dich woanders profilieren. War es so, überlegte ich. Klar, ich habe keinen Partner, aber ist man deshalb ohne Liebe? Gut, manchmal vermisse ich einen Partner. Ab und zu fühlt sich wohl jeder mal einsam und das besonders, wenn man glückliche Paare um sich herum sieht oder wenn man krank und alleine zuhause ist. Dann kommt das Gefühl hoch: warum kümmert sich keiner um mich, hat mich denn keiner lieb? Aber das ist normal, das kommt auch in Partnerschaften vor. Im Grunde habe ich für mich festgestellt, dass ich lieber allein und unabhängig bin. Ganz besonders schwerfallen würde es mir, dauernd irgendwelche Kompromisse schliessen zu müssen und das denke ich, muss man in einer guten Patnerschaft. Ich habe es ein paar Mal geprobt, aber mir geht es besser so. Also, konnte das auch nicht die Erklärung dafür sein.
Es war wohl wirklich so, dass die Wut ausschlaggebend war und mein ausgeprägtes Gerechtigkeitsbedürfnis. Dieses Gerechtigkeitsbedürfnis, das hatte mich schon im Studium scheitern lassen, denn Recht haben und Recht bekommen, waren zwei Paar Schuhe und das wurde mir damals schnell klar. Die deutsche Rechtssprechung und wahrscheinlich nicht nur diese besteht im Zivilrecht hauptsächlich aus Vergleichen, die aus Kosten- und Zeitgründen geschlossen werden und ohne Rücksicht auf Gerechtigkeit durchgezogen werden.

Morgen geht es weiter ........

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