Mittwoch, 11. Dezember 2013

Für mich ist das nicht die Lösung .....

aber vielleicht eine Lösung für den Einzelfall. Trotzdem finde ich die Unterbringung oder vielmehr die Pflege von Demenzkranken, wenn es irgendwie geht,  besser in der Familie aufgehoben. Ich bin so froh, dass wir meine Mutter und auch meinen Vater zuhause pflegen konnten, weil wir ihnen damit ein würdiges Leben bis zum Ende bereitet haben. Es war manchmal sehr anstrengend, aber auch immer wieder schön und das hat mich zumindest für alles andere entschädigt. Eine Unterbringung in so einem Dorf wie in dem Zeitungsartikel geschildert halte ich nur dann für angebracht, wenn es keine andere Lösung gibt. Ansonsten ist es für mich schon wieder eine Ausgrenzung und Ghettoisierung von kranken Menschen. Was meint Ihr?

9 Kommentare:

Ina hat gesagt…

Ehrlich gesagt, für mich wäre das genau das Richtige. Jedoch bezweifle ich stark, dass ich mir dies später leisten könnte.

Ich habe schon das Leben in einer Gemeinschaft von Betroffenen erlebt, wie Du weißt, und es war für mich ein Gewinn.

So liebe Angehörige, wie Du, gibt es leider nicht immer, oder sie können ja auch selber schwer krank sein, da wäre so ein Dorf genau das Richtige.

Du weißt selbst Brigitte, wie man gerade mit solchen Krankheiten immer wieder auf Vorurteile und Unverständnis stößt, und das kann einen verletzen und noch mehr behindern.

In so einem Dorf ist das Leben völlig in Ordnung und das braucht man, wenn man so schwer krank ist. Ich würde mich nicht weggesperrt fühlen, sondern abgeschirmt von allem was für mich schädlich ist.

Wegsperren ghettomäßig ist für mich, wenn man nur einen langen Flur hat, wo man mit dieser Krankheit hinundher laufen kann und weiter nichts.

Aber trotz allem hast Du Recht, liebevoll in einer verständnisvollen Familie umhegt zu werden ist ein riesengroßer Schatz, gerade mit einer psychischen Krankheit.

Ich sende Dir ganz nachdenkliche Grüße

Lieb Ina
(Meine Oma wollte damals auch ins Pflegeheim und niemanden zur Last fallen, vielleicht habe ich das von ihr geerbt)

Brigitte hat gesagt…

Liebe Brigitte,

über diese oder eine ähnliche Einrichtung habe ich einen Fernsehbericht gesehen. Ich glaube nicht, dass es eine ghettomäßige Einrichtung ist, sondern dass hier die Patienten so weit wie irgend möglich sie selber sein dürfen. Mir kam es vor, als würden sie dort leichter leben. Und von daher würde ich dies einer Pflege zuhause vorziehen.

Natürlich - zuhause pflegen wäre mir auch lieber, aber, es geht sehr an die Grenzen und ich weiß jetzt schon auch, von was ich spreche. Auch meine Cousine, die sich rührend um ihre demenzkranke Mutter gekümmert hat, musste irgendwann einsehen, dass sie selber krank werden würde, wenn sie die Mutter nicht anderweitig pflegen lässt. Du weißt ja, diese Pflege geht an die Substanz.

Lieben Gruß, Brigitte

Weserkrabbe hat gesagt…

@Ina & Brigitte: Nachdem ich Eure Kommentare gelesen habe, muss ich Euch Recht geben. Ich habe bei meiner Mutter auch manchmal gedacht, wenn man nicht so eine Pflege hat wie wir sie Gott sei Dank leisten konnten, dann ist ein gutes Heim sicherlich die bessere Alternative. Und ich gebe Euch auch Recht, dass da inzwischen sehr viel passiert ist und man in vielen Einrichtungen ganz gut aufgehoben ist, weil die Pflegeleistung nicht nur auf einen allein verteilt wird.
Danke für Eure liebevollen Kommentare.

lieben Gruß
Brigitte

Anonym hat gesagt…

Salut Brigitte,
Eine Demenzkrankeit wäre für mich der Horror. Ich habe meine Mutter (krebskrank) gepflegt und es war keine grössere Belastung als wäre sie im Pflegeheim gewesen eher weniger, weil ich mich nicht an Besuchszeiten halten musste und sie immer da war. Sie war aber bei Verstand, trug so viel sie konnte dazu bei dass es machbar war bei einem Haushalt mit 2 kleinen Kindern. Wäre sie weggelaufen, aus dem Bett pausenlos gefallen, mich nicht mehr gekannt, dann hätte ich das Handtuch werfen müssen. Man kann so was schlecht planen, im Extremfall weiss man nicht was geht und was nicht. Ich finde es daher bedenklich dass man sich 20 Jahre vor einem eventuellen Ernstfall schon angemeldet haben muss um einen Platz zu bekommen.

Elke hat gesagt…

Liebe Brigitte,
ich finde diese Art der Pflege doch sehr ansprechend und empfinde es keinesweg als Ghetto. Man muss immer den Einzelfall betrachten. Viele Menschen könne aus Zeit- oder anderen Gründen ihre alten Eltern (die inzwischen ja oft sehr alt werden können)nicht zu Hause pflegen und gerade Demenzkranke sind nicht einfach zu pflegen. Manche Angehörige halten das selbst auch psychisch gar nicht aus. Also ich denke, dass dies hier sicher eine gute Sache ist.
Herzliche Grüße
Elke

Weserkrabbe hat gesagt…

@Elke: Ja, das habe ich inzwischen auch schon eingesehen nachdem ich die Beiträge von Ina und meiner Freundin aus Luxembourg und jetzt auch Deinen gelesen habe. Man lernt eben immer noch dazu und das ist zum Beispiel auch der Grund warum ich gerne auch mal solche Themen anspreche, aber Du weißt das ja.

liebe Grüsse
Brigitte

kelly hat gesagt…

liebe brigitte,
das thema für mich sehr berührend, ich weiss um deine liebevolle pflege und dein verantwortungsgefühl. wie wir dann unseren ängsten begegnen und damit umgehen ist die folge...
ich hab es täglich vor der tür und wenn von den pflegekräften auch der ausspruch *niemals ins heim* kommt, dann könnte mensch verzweifeln.
von verwandten in holland kenne ich die ehrenamtlichen aufgaben und tätigkeiten und den ausspruch:
wenn wir nicht wären würde alles zusammenbrechen!
im gesundheitswesen sind unsere nachbarn fortschrittlich und ich zweifel nicht an dem modell, es bleibt die hoffnung auf ein gutes soziales netz!
lg kelly

Bärbeli hat gesagt…

Ich finde diese Idee mit diesem Dorf echt sehr gut. Da ich jeden Tag mit vielen dementen Menschen in Berührung komme, weiß ich wie schwehr diese Arbeit mit ihnen ist. Oft kann man da ins grübeln kommen.
Dieses Personal kann man nur bewundern... man braucht dazu sehr viel Ruhe, innere Kraft und vorallem Verständnis. Sehr gut finde ich wenn "Gleichgesinnte" die Zeit gemeinsam verbringen und zusammen leben können. Eine für mich wundervolle Idee, wenngleich bestimmt nicht so einfach zu verwirklichen... Die deutsche Bürokratie und Vorschriften werden das ihrige dazu beitragen....
LG und einen schönen 3. Advent... kraule die Miezen einmal von mir...

Ina hat gesagt…

Liebe Brigitte, ich finde den Gedankenaustausch über dieses Thema sehr interessant. Er bringt mich auch wieder ein kleines Stückchen in meinen Gedanken um dieses Thema voran.

Eine Nachbarin hat sich zum Beispiel aufopferungsvoll um ihren dementen Mann gekümmert. Einmal hat mein Mann sogar geholfen, ihn zu suchen. Wir beide haben die Frau immer bewundert, sie strahlte so eine Ruhe aus. Doch im tieferführenden Gespräch erzählte sie uns doch, dass ihre Grenzen ab einem bestimmten Zeitpunkt überschritten wurden. Jedoch hat sie ihren Mann erst dann in die Pflege gegeben, als ihre Tochter den Anstoß dafür gegeben hat. Es fiel ihr nicht leicht.
Als ich sie das letzte Mal traf, unterhielten wir uns über Weihnachten, denn es wird dieses Jahr ihr erstes allein zu Haus und die Busse fahren bei uns feiertags so schlecht, so dass sie nicht jeden Tag ins Heim zu ihren Mann kann. Das tat mir in der Seele leid.

Es ist wirklich ein sehr schwieriges Thema und ich wär sehr dankbar, wenn ich in so ein Dorf käme, wenn ich es bräuchte.

Ich sende Dir berührte Grüße

Ina